Praxis

Natürlich möchte man das gerne bis tief in die Reifezeiten hinein, dass beflügelte Wesen liebevoll herumschweben um die menschlichen Dunkelkammern und wohltuende Worte flüstern, na komm, steh auf, wird schon wieder, siehste, geht doch. Oder einfach nur kummervoll das Engelsleid erfahren, das ‚Was macht ihr denn da, los, besinnt Euch!, und vielleicht ein paar Vorschläge liefern darüber wie das geht, Besinnung, wenn weit und breit kein Sinn mehr sichtbar ist, den man bemühen könnte, um das Finsterfeld menschlichen Handelns nachvollziehbar zu machen. Nun ist es ja so, dass ich mich auch in der meditativen Praxis mit Flügelschlägen durchs Wasauchimmer bewegt habe und gelandet bin in dem, was wir Lotussitz nannten. Der aufrechte Rücken, der dem Atem zum Strömen verhalf und verhilft, die Hände ruhend im Nicht-Tun des Tuns. Da haben wir auch verstanden, dass wir uns, zumindest für eine Zeit, unabdingbar trennen sollten und mussten vom ‚Anderen‘, wo Anderes geübt und gehandhabt wurde und wird, was mit den strengen Vereinbarungen der Praxis nicht kompatibel war. Manche LehrerInnen vermittelten uns damals das Weltfeld als einen dumpfen Ort, an dem man möglichst wenig Staub aufwirbeln sollte. Bis das Menschsein nur noch aus einem winzigen Punkt bestand, der allerdings lebendig rotierte in der Mitte der Stirn, und ich genau wusste, dass ich das bin. Gut, und wenn schon, so kam doch die Zeit, wo sich ein Umschalten einstellte, ein Fokussieren auf den Brennpunkt des Daseins, der sich zeigte als ein Tatort, wo zu vieles angetan wurde, als dass man den Kopf hätte zur Ruhe kommen lassen können über dem Lotussitz, (gegen den weiterhin niemand dringlich was einwendet.) Man hatte uns schon öfters befragt, warum ausgerechnet wir keine Kinder in die Welt setzen, keine Mütter werden wollen, keinen Haushalt führen für Mann, Frau und Kinder. Wir waren damit beschäftigt herauszufinden, was zu tun war, denn bis heute ist es nicht einfach geblieben. Das ist, mit was ich gerade zu tun habe: im Angesicht des Schreckens mit der Ohnmacht umgehen lernen, und manchmal nur einen goldenen Luftballon schenken können, damit ein verwahrlostes Kind wenigstens lächelt. Und ja, meine eigene, tief persönliche Freude ist wichtig, sie darf sich nicht zurückziehen vor all diesen Schatten. Lieber hinausgehen und tun, was man kann, auch wenn man das mögliche Wenig schon schmerzhaft verstanden hat.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert