Hiob bei Shani

Heute dachte ich mal wieder an Shani Dev, den Saturn Gott. Klar, weil Samstag ist und ich schon eine Weile nicht mehr dort vorbeigegangen war und nach etwas Dunklem suchte. um es im Tag zu bündeln. Nicht, dass es schwer ist, Dunkles zu finden, nur welcher Art. Ich ging also hin und traf dort zu meiner Überraschung einen Mann am Baselitstein (dem Gott), der jahrelang wie ich zur selben Zeit die Runde um den See gemacht, aber durch schlimmes Erleben sein Vertrauen in die göttliche Hilfestellung verloren hatte. Vor ein paar Monaten war sein Bruder plötzlich verschwunden und hatte nicht nur seine Frau und seine zwei Kinder hinterlassen, ohne sich jemals wieder zu melden, sondern auch einen gigantischen Schuldenberg, den man nun samt Bruders Frau und Kindern dem jungen Mann auflastete. Nun hatte ihn gestern die Polizei in seinem Schmuckladen besucht und verkündet, dass der Bruder außerdem 3 Lakh Rupien, ungefähr 3000 Euro, der Bank schuldig geblieben ist, für die er nun aufkommen müsste. Er war am Zusammenbrechen im Angesicht des schier Unmöglichen. Ich hatte ihn schon ein paar Mal besucht und gründlich mitgelitten, aber nun durfte ich im Angesicht des schwarzen Gottes die totale Hilflosigkeit solch einer Situation erfahren. Und er, der in seiner größten Not zu diesem Gott gekommen war, wie konnte er hoffen, dass von diesem schwarzen Stein Hilfe für ihn kommen könnte? ‚Gott ist nicht gut zu mir‘, meinte er, das konnte ich nur bestätigen. Wenn er nicht zahlen kann innerhalb von zwei Wochen, wird er ins Gefängnis gehen, obwohl er im Alleingang bereits 6 Menschen im Haus versorgt. Das ist grausam, das ist unmenschlich, das ist Indien. Es ist das Indien, von dem man nicht wegreisen kann, um irgendwo anders sein Glück zu probieren, sondern es ist das Indien, das man nicht fassen kann und das einem ab und zu die Tränen in die Augen treibt. Mir fiel die Geschichte von Hiob ein und wollte gerade ansetzen, sie zu erzählen, merkte aber zum Glück rechtzeitig, dass mich das Hindi dabei überfordern würde, denn ganz sicher wollte er nicht von einem Mann hören, der in einer anderen Religion total von Gott verlassen wurde und alles Hab und Gut verlor. Außerdem erinnere ich mich gar nicht mehr, wie diese gruselige Gottesprüfung weiterging und ob Hiob sich nochmal von seinem Schock erholen konnte. Dann kam noch eine große Gruppe französischer Touristen vorbei und starrten uns in der entstandenen Totenstille an, als kämen wir direkt aus dem Hades. Insofern war alles so dunkel, wie es werden konnte an so einem leuchtenden Morgen. Noch liegt der Tag vor uns, obwohl der Wunsch, eine gute Fee mit einem Zauberstab zu sein, sich auch nicht umsetzen wird. Ich konnte dann nur noch bitten, dass er sich nichts antut, und dass auch jede Dunkelheit einmal ein Ende hat. Aber das Licht im Tunnel war noch nicht zu sehen.

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