gleichzeitig

 Supreme Court rejects two Nirbhaya convicts

Ich bin dann also gestern durch das Dorf gewandert in guter Laune, weil die Technohämmer zweier konkurrierender Gruppen mit ihren riesigen, schwarzen Lautsprecherboxen auf beiden Seiten meines Wohnortes etwas von ihrer atembeklemmenden Wirkung verloren. Andere Gruppen waren mit dem Aufbau riesiger Mengen von Material für die Zubereitung der Pakoras beschäftigt, wobei die Geldspender aufmerksam auf den Vorgang achteten. Ich hatte bereits mein Interesse an Pakoras verloren und war nur erleichtert, im Haus von Freunden zu landen, wo der Technosound entfernter und dadurch leichter zu ertragen war. Jemand hatte aus Bikaner eine lokale Tageszeitung mitgebracht, in der ich einen weiteren Artikel über die vier Sträflinge fand, die eine tragische Weltberühmtheit erlangt hatten durch ihre brutale Vergewaltigung einer jungen Frau, die nach ihrem Tod im Jahre 2012 als „Nirbaya“ bekannt wurde. Es war vor allem ihre Mutter, die die selten ausgeführte Todesstrafe forderte. Das Ganze zog sich wie üblich jahrelang hin. Der Haupttäter war erst 17 Jahre alt, musste irgendwann entlassen werden und lebt irgendwo im Verborgenen. Nun wurde der Druck immer stärker auf das Gericht, und die verbleibenden juristischen Möglichkeiten der Täter waren ausgeschöpft. Sie sollen am 22. Januar durch Hängen hingerichtet werden. Jeden Tag kam ein weiterer Artikel über die Vorgänge und die Befindlichkeiten der jungen Männer. Weil wir alle davon Kunde erhielten, wussten wir nun, wann sie zusammenbrachen und wann sie weinten. Sie wurden Tag und Nacht beobachtet, damit sie sich nicht umbringen würden vor ihrer offiziellen Umbringung. Einer von ihnen wurde geistig so unstabil, dass man seine Mutter holte, die ihn nur beruhigen konnte, weil sie ihm Hoffnung machte auf weitere Anhörung. In der Zwischenzeit fand man einen Henker, dessen Vorfahren alle Henker waren und einen gewissen Familienstolz darüber entwickelt hatten, dem Bösen aus der Welt zu helfen. Auch schlimm war es für die vier Straftäter, als man ihren Halsumfang maß, um die Schlinge dementsprechend zu formen, und Proben wurden gemacht mit schwereren Dummies als die Körper, damit sichergestellt wird, dass sie auch ordentlich hängen. Dann wurden in diesem grässlichen Spiel noch eine Riesenmenge Bananen gekauft und in die Schnüre geschmiert, um sie weicher und beweglicher zu machen. Außerdem wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Hängens eine Konstruktion erschaffen, die ermöglichen wird, dass alle  Vier gleichzeitig gehängt werden können. Schrecklich ist es von Menschen, das Leben eines anderen Menschen zu nehmen, und schrecklich ist auch zu wissen, an welchem Tag und zu welcher Stunde man sterben wird. Je schwerer der Körper, sagte ein Vorbereiter, desto kürzer der Fall. Die Angehörigen können alle einzeln noch einmal mit den jungen Männern sprechen, bis hin zu Stunden. Seit der Name des Henkers bekannt wurde, steht er unter Polizeischutz. Ich finde die Todesstrafe in jeder Hinsicht unangebracht  und könnte mir für die Täter keine schlimmere Strafe vorstellen, als bis zu ihrem natürlichen Tod im Gefängnis zu bleiben und auf diese Weise noch am Leben beteiligt zu sein. Jetzt ist also klar geworden, dass sie am 22. Januar um 7 Uhr früh sterben werden. Das ist alles auch immer gleichzeitig: das Pakoraessen, die aufgehende Sonne eines neuen Tages und die, die diesen Tag nicht mehr erleben werden.

 


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