tob-süchtig

Die beiden Bilder sind noch von gestern Abend, wo tatsächlich ein milder und dunstverhangener Vollmond sich zeigte und das Feuer-Ritual von Brahmanen-Experten wieder einmal ins Leben gerufen wurde, und die Flamme konnte man auch ganz gut lesen, das ist ein Teil davon. Dann allerdings spielten gleich hinterher die exzellenten Trommler auf, und die Zuschauermasse fing an zu tanzen. Das ging die ganze Nacht und ziemlich nahtlos in den Tag  über, wo wir dann heute sind. Die Lautstärke um 5 Uhr früh war schon beim Einstellen der Lautsprecher extrem ohrenbetäubend, und es wummerte gravierend in die Herzgegend hinein, und da so viele noch wach waren, war gar kein Übergang, sondern es ging einfach weiter. Verängstigte Tiere und Kinder wurden vom Platz entfernt, das finde ich unakzeptabel. Man sollte sich nicht verpflichtet fühlen, das Ausgerastete, wenn es als Kollektiv auftritt, als Norm wahrzunehmen, da die Wirkung sehr schädlich sein kann. Das Austoben von Erwachsenen miteinander hat sicher auch gute Seiten und ist oft ein Ventil für die persönliche Ladehemmung. Das Toben hier sollte eigentlich den Sieg des Guten zelebrieren und wurde einst als friedliches, heiteres Fest beschrieben, aber ich sehe bereits von meinem Zeugen-Posten aus einige Fliehende, und wahrlich, da tobt eine Sucht der Zeit: die Entgrenzung. Vor allem die Frauen ziehen sich im Laufe des Vormittags aus dem Spiel zurück. Es gibt zwar am Rande Hüter und Polizisten, aber keine Harmlosigkeit mehr – alles kann passieren. Man erfasst auf dem Marktplatz mit einem Blick ungefähr tausend Menschen, und eine weitere Menge, die sich auf Plätze und Nebenstraßen ausdehnt. Es gibt auch zwischen dem BUMBUMBUM einen Mikrofonsprecher, sehr begabt, der sich manchmal einschaltet und was Einleuchtendes sagt. Ab 9 Uhr hat er die Tobenden im Griff. Er sagt ihnen was vor, und sie brüllen es einstimmig nach. „Wollt ihr die totale Techno-Tob-Sucht!!!??? Jaaaaaaa!!!! Beängstigend. Und das Anfassen ist wegen der Farben, die man auf die Körper der Anderen schmiert, auch erlaubt. Kein Fest für Zimperlinge, denn wer reflektiert schon in besoffenem und sonstigem Zustand das Wo und das Wer und das Wann und das Wem. Daher sieht man im Verlauf der Stunden nahezu nur noch Männer mit nacktem Oberkörper, die Oberbekleidung muss auf die Drähte geworfen werden, dafür ist der Ort hier berüchtigt. Bald sehen alle gleich aus, auch wieder ein Phänomen. Ich habe mir einen Ort mit minimaler  Herzfrequenzbelastung gesucht und immer, wenn ich mal rausschaue, sehe ich massenhafte Bewegung zu dröhnendem Brummen. Albernerweise habe ich das Buch mitgenommen „Verlorenen Narrenfreiheit“, aber der Titel passt doch ganz schön. Man kann es wie ein Bedauern sehen, aber kann es auch anders denken. (siehe Thürmer-Roth). Am Nachmittag war dann zum Glück der ganze Zauber vorbei, der Berge von Abfall und pinkem Staub hinterlässt. Kühe lassen sich darauf nieder. Hier noch ein paar Eindrücke:

mittendrin:

 

und danach:

 

 

 


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