Sehfeld

  

Die gekritzelte Zeichnung habe ich gestern während des Tobens gemacht, und ich bräuchte auf der berühmten Insel u.a. einen funktionierenden Stift, genug Papier, Make-up, noch ein menschliches Wesen und ein paar Kleinigkeiten zum Durchkommen. Interessant, dass ich heute bei meinem Rundgang um den See nur Leute getroffen habe, die das Fest, wie es gerade läuft, total ablehnen. Natürlich stimmt es, wie mir in einer gestrigen Mail humorvoll vorgeschlagen wurde, dass hier ein Satz der Borg aus Raumschiff Enterprise zutrifft: „Widerstand ist  zwecklos.“ Man kann z.B. so eine Masse, die unisono in technogesteuerter Ekstase hüpft, als eine Maschine betrachten, die in ziemlich jede beliebige Richtung der Initiatoren gesteuert werden kann. Die Beobachtungen sind ja nicht nur lokal begrenzt, sondern ich habe oft in Indien etwas beginnen sehen, wovon ich im Westen nur  Resultate kenne, nicht aber seine Anfänge, und ob und wann ihnen zu wehren möglich ist. Wie es zum Beispiel einer kleinen Gruppe von Menschen gelingt, eine Masse mit gewissen Gedanken zu ergreifen, die dann zwanghaft zur Verkörperung dieses Gedankenguts wird. Einer der Sätze, die in spirituellen Kreisen gerne zitiert werden ist, alles, was es gibt, zu akzeptieren als das, was es ist. Es sind diese einfachen Sätze, die schwer zu erfassen und zu realisieren sind. Deswegen war es für mich gestern auch eine wertvolle Erfahrung, mich auf einmal wegen des Lärmpegels aus meinen Wänden bewegen zu müssen, da ich vorher nicht ahnen konnte, dass sie brummen und wackeln würden und ich mir einen Zufluchtsort suchen musste. Da bin ich bei aller notgedrungenen Akzeptanz ausgestiegen aus dem „Fest“ und habe nach Optionen für mich gesucht, die mir noch offen standen. In meinem Haus gingen Menschen ein und aus, weil sie das Ganze aus sicherer Entfernung auf dem Dach sehen wollten. Alle waren schon durch die Farbmühle gegangen und froh, irgendwo Sicheres zu landen. Das ist der Widerstand, der möglich ist. Akzeptieren, wie es nun mal ist, aber kein Zugzwang zum Mitspielen, wenn einem das Spiel nicht gefällt. Aber um bei einem Spiel, das einem nicht gefällt, nicht mitzuspielen, muss man vorher einiges durchdacht und für sich geklärt haben, um dann vor Ort die jeweils adäquate eigene Entscheidung fällen zu können, auch wenn einem eine große Mehrheit etwas anderes vor Augen führt oder vortanzt.

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