wohin

Das Bild ist ein Ausschnitt aus der neuen ‚Zeit‘-Titelseite und ich fand es grundsätzlich und speziell eine gute Frage, wo Wut, wenn sie auftaucht, hingeht. Man kennt das ja von sich in kleinerem Ausmaß, dass man sich immer mal wieder mit dem Gefühl der Wut oder des Ärgers oder der Empörung befassen muss und sie auseinanderhalten lernen, nämlich wann ist was angebracht und wann keineswegs. Dass die Welt und wer darin auch immer möchte, gerade zuschauen kann, wie sich der amerikanische, vierjährige Intelligenz-Lockdown langsam einen Ausweg sucht, der keine Hintertür mehr ist, das ist einen politischen Aufatmer wert, war doch auch in diesen Jahren das Staunen dort zuweilen mit einem Schatten verbunden, der immer größer zu werden drohte, wie in einem Märchen, wenn alles viel, viel schlimmer kommt als man dachte, und dann kommt der Schrecken‘, und dann die Erkenntnis, dass es noch viel schlimmer ist, als man zu denken wagte. Dann sieht man u.a., was ein einzelner Mensch anrichten kann, wenn die Schachfiguren und die Spielregeln über den Haufen geworfen werden und nicht genug Geister sich rechtzeitig zur Wehr gesetzt haben, nein, immer schön mitgespielt und sich daran gewöhnt, auch so zu denken wie ein Anderer, weil so viel Profit darin lag und liegt in der Nähe der Macht, nur, wohin geht dann die Macht? Und genau, wie wir uns anfangs über die Kleidung von Angela Merkel lustig gemacht haben, so war Trump eine ganze Weile gut für amüsantes Unterhaltungsmanöver. Da wusste man noch nicht, dass es über 70 Millionen davon gibt, denn diese Art von Selbstherrlichkeit rotiert auch unter Frauen, vor allem, wenn sie gewohnt sind, ihren Männern Folge zu leisten, weil der ihnen das beibringen konnte. Zuweilen rätselt man, wie das sein kann, weil man doch einfach nur genau hinschauen muss. Und ja!, inzwischen weiß ich es auch, dass jede/r anders schaut und was anderes sieht und überhaupt selten von außen beurteilt werden kann, weil die interessanten Einzelheiten sich ja alle innen abspielen. Wenn ich allerdings meinen inneren Verdauungsapparat  nicht geschult habe zu ergründen, was ich vom Außen her in mich hineinlasse und dort zu meinem Denken verarbeite, dann staut sich das ganze Zeug an und wühlt und rumort und kommt nicht zur Ruhe. Dann erscheint auf der Bühne so ein geistiger Trampel wie Trump und kann fast mühelos vermitteln, dass er mehr hat von allem als alle anderen. Davon wollen dann die Anderen auch was haben, obwohl, wie sich herausstellt, es gar nicht existiert, denn er existiert gar nicht, der blühende Trump-Tower, nein, er ist vollkommen marode. In der Zwischenzeit ist das Spiel so weit gegangen, dass es nicht mehr beendbar ist. Das Labyrinth ist sozusagen überfüllt, und der rote Faden nicht mehr sichtbar, wenn es denn einen gab. Dann sieht eines Tages jemand klar und deutlich, dass der Kaiser nackt ist und staunt, dass man es vorher nicht sehen konnte. Man konnte es aber sehen, hat aber geflissentlich darüber hinweggelächelt, wovon das Lächeln falsch wird. Günstig ist, wenn das Ganze tatsächlich so weit geht, dass eine Grenze erreicht ist, wie eben jetzt der Angriff auf das Capitol. Ganz und gar abstoßend die neue, säuselnde Rede des dazu gezwungenen Mannes, dass jetzt alle Frieden haben wollen. Abstoßend, wenn es so klar geworden ist, wie es wirklich ist. Dann muss man den Kerl noch irgendwie loswerden, ein weiteres (philosophisches) Problem. Wie wird man etwas, was man selbst in die Welt gesetzt und als schädigend erkannt hat, wieder los? Das ist schwer, man kennt das ja von sich selbst. Wann verliert man den Überblick, und wann wird (z.B.) ‚Einfach leben, hoch denken‘ zur Vorzeigekarotte. Vieles kann und muss man sich selbst beantworten. Für manches findet sich keine Antwort, und vielleicht wird es auch keine dafür geben.

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