wirksam

Das Gespinst eines apokalyptischen Szenarios kann einen durchaus selbst mal streifen, sozusagen mitten im Ungewissen die Frage: was, wenn…? Was, wenn (sammle ich jetzt mal kurz ein paar flüchtige Beispiele) immer neue Mutationen erscheinen, für die wieder neue Impfstoffe entwickelt werden müssen, oder die Milliarden gehen tatsächlich mal aus, auch der Schuldennachschub, oder alle Lazarettbetten der Welt sind nicht nur belegt, sondern es gibt auch niemanden mehr, der sie betreuen kann, die Kranken und die Sterbenden. Ich fände eine Welt ohne Cafés und Restaurants auch unerträglich, einfach weil sie beim Leben nicht fehlen sollen wie vieles weitere und für jede/n auch persönlich was anderes, was er nicht missen kann, ohne auf Dauer Schaden zu nehmen. Nicht jede/r hat die Kraft, dem Unausweichlichen ins Auge zu sehen. Wann wird etwas unausweichlich? Man schaut nochmal leicht ermüdet zum amerikanischen Alptraum hin und kann nur hoffen, dass Biden dem Ansturm dieses Unausweichlichen gewachsen sein wird. Vermutlich wurde ein amtierender Präsident selten so wenig beneidet als er: die Pandemie außer Kontrolle, der Vorgänger, der ihn schon einmal dazu treiben konnte, ihn einen albernen Clown zu nennen, der die Klappe halten sollte. Was, wie sich nun herausstellt, historisch förderlich für alle gewesen wäre, also wenn der Clown die Klappe hätte halten können, was er nicht konnte. Und nun muss man sie weiterhin fürchten, die Worte, die da herauskommen aus dem schwer in seiner Selbstwahrnehmung Geschädigten, wenn man das überhaupt Selbstwahrnehmung nennen kann, besser Selbsteinschätzung. Eine fehlende Fähigkeit zur Selbsteinschätzung. Es ist selten, dass das Ausmaß solch einer inneren Leere betrachtet werden kann. Es ist so etwas wie eine weißflimmernde Leinwand, auf die jeder projezieren kann, was er sehen möchte. Auf eine geradezu unheimliche Weise saugen sich Ähnlichkeiten an dieser Form fest und erscheinen den Projezierenden als ihr eigenes Bild, nur in von ihnen verklärter Variante. Sie fühlen sich verstanden, weil einer ihren Schein tragen kann. So werden dunkle und hellere Götter geboren und spielen Jahrhunderte und Jahrtausende lang mit den herumwandernden Gehirnen die Epen durch, so als könnten sie tatsächlich den Flüchtlingen eine Heimat bauen, oder den Hungernden Nahrung zukommen lassen. Es stimmt, dass wegen ihres Glaubens viele geholfen haben, aber diese Gläubigen stürmten auch das Capitol, um die vermuteten Verräter zu enthaupten und ihren vermeintlichen Seelenretter zu retten. Der saß allerdings lachend vor der Kiste, als diese Idioten sich abmühten für ihn und bereit waren, ihr Leben zu opfern. Also was, wenn jetzt noch schwerere Geschütze auffahren, bis alle merken, dass da eine Menge Lebensmüde unterwegs sind, die den Tod für den Führer als letzte und einzige Heldentat begreifen, während der Anstifter zu Mord und Totschlag mit dem Flugzeug nach Dingsbums, wie ich es absichtlich nenne, geflogen ist, wo sie ihn allerdings auch nicht haben wollen, was nicht weiter beschäftigen soll. Doch, ob es noch jemand schafft, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, wo rechtmäßige Rechenschaft kaum mehr möglich ist, aber doch: einfach, weil es sein muss. Gleichzeitig versuchen Heerscharen, jede Lücke des Vorstellbaren zu sichern. Aber niemand hat auch nur eine Ahnung, was wirklich geschehen wird. Im Science Fiction  Thriller könnte zum Beispiel Kassandra, eingereist aus Zen-La, sagen: Eine seltsam tiefe und gleichzeitig dröhnende Stille bewegt sich durch die Netzstrukturen hindurch und über sie hinaus, Hier finden Wirklichkeit und Wirksamkeit ihren Nährboden.

 


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