Mundschutz

Dieses Bild habe ich heute früh unterwegs entdeckt und war erstaunt über die anregende Gesichtsschutz-Kreation, die bei dieser gendermäßig schwer einschätzbaren Figur zu sehen ist. Leider bin ich zu beschäftigt, um der brillianten und zeitgemäßen Geschäftsidee einer Mundschutzproduktion entgegenzukommen, denn ich denke, wir entern gerade eine Phase des Mundschutzzeitalters, das sich schon ein paar Jahre langsam aber sicher ankündigt. Wer wo und wann von wem und was rechtzeitig geschützt werden kann, wird uns weitere Vielfalt der Erfahrungen zeigen. Es gibt ja bereits diese Passion für öffentliche Verschleierung, sehr beliebt hier bei Vespa fahrenden Frauen, wobei wiederum landesbesuchende ChinesInnen und JapanerInnen eine geringere Hemmschwelle gegen Gesichtsvermummung zeigen als europäische TouristInnen. Ich habe mir vor drei Jahren auch schon mal ein Päckchen Mundschutzteile mitgebracht, man konnte sie nicht einzeln kaufen. Aber mit so einem Ding im Flugzeug sitzen oder sonstwo, ist mir trotz aller möglichen Gefahrensirenen wegen Swineflu oder Dengue Fieber usw. noch nicht möglich gewesen. Und obwohl es uns nicht direkt betrifft, haben wir schon nicht weit von hier eine wahrlich furchterregende Heuschreckenplage, die zu weiteren Selbstmorden von Bauern führt, die sich im Stich gelassen fühlen mit total abgefressenen Feldern. Gestern flog auf einmal über Jaisalmer ein kilometerlanger Schwarm roter Heuschrecken über der Stadt, weil sie auf den Feldern nichts mehr zu fressen fanden. Und nun kommt Wuhan. Wuhan, neues Dunkelwort. Verantwortliche grübeln, wie sie in Wuhan dort wohnende und arbeitende Inder  herausbekommen, wissend, dass keiner vorbereitet ist auf den Umgang mit dieser neuen Herausforderung. Und danke für den hilflosen Hinweis auf Mundschutz, Händewaschen und möglichst wenig direkte Kontakte. Natürlich wollen wir Menschen nicht gerne von sowas sterben, was aus einem Fleischmarkt von Wuhan kommt. Es werden (wieder) die Tiere sein, die sterben müssen. Ich erinnere mich, als ich eines Tages im Fleischmarkt von Ajmer gelandet bin, dass überall diese nackten Tierkörper vor den Läden hingen, übersät mit Fliegenheeren. Das wird jetzt nichts nützen, auf die Quelle der neuen Seuche zu zeigen mit der Frage, wo genau er beginnt, des Menschen Irrtum, der inzwischen befreit ist vom Zwang des Jagens und Tötens. Auch leben wir ständig zusammen im Trotzdem, das uns auch lehrt, das Nichtzuvermeidende gemeinsam zu tragen. Das sollte uns nicht daran hindern, den eigenen Blick zu klären, und eigene Optionen in Erwägung zu ziehen, denn genau d a s  ist es doch, was das Abenteuer lebendig hält. Nicht nur, dass der Tod immer mitreist, sondern auch das Lebendige ist immer da: die zweifelsfreie Tatsache der eigenen Existenz.

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