Anliegen

Mir hat der Ausdruck „am Herzen liegen“ immer gefallen, auch wenn er Gefahr läuft, sich als romantisch zu offerieren, was ja auch harmlos ist.  Für mich trägt er oft das Bild eines Banian Baumes, unter dessen Obhut und Schatten sich zusammenfinden kann und zusammengefunden hat, was sich als wesensnah empfindet, nicht im Sinne einer „Gleichheit“, sondern eines ruhigen Vertrauens, das sich durch Erfahrung  und Umgang miteinander erschaffen und genährt hat. Eine Art Garten, ein innerer Kepos. In der Welt des Likens und Not-Likens ist es beruhigend, dass die inneren Gärten uneingeschränkt sein können in ihrer geistigen Architektur, und eingeladen ist, wer sich eingeladen fühlt, wo Freundschaft und Liebe möglich sind und Andersartigkeit geschätzt wird, dieses Zulassen von Fremdheit und dem Interesse daran innerhalb der möglichen Nähe. Wo man die Anliegen austauschen kann, ohne Gefahr, dass es zu Verstummungen kommt. Diese Verstummungungen, die wir alle kennen, wenn klar wird, was klar werden muss. Die unübertrefflich schwierigen Seiltänze, wenn man einerseits zum Volk gehört (und seine geschätzte Sprache spricht), in dem man geboren ist, und andrerseits dieses Volk erst verstehen lernt wie sich selbst, was Zugehörigkeiten ermöglicht auf jeder Bandbreite. Wenn Grenzen offen sind und die meisten Länder bereisbar und und die Reisen bezahlbar, kommen erweiterte Wahrnehmungen hinzu. Die Vielen und die Wenigen sind überall. Die Zufriedenen und die Unzufriedenen, Die an starre Glaubenssätze gebundenen Hierarchien, die verordneten Ordnungen der Regierungen, das Verhältnis von Mutter oder Vater Staat und ihren und seinen Kindern, die Verherrlichung von Gewalt und Religion, die Geschlechterfragen. Und dann die Oasen und Gärten, die auch gleichzeitig entstehen, damit das geistige Potential des grandiosen Vorgangs „Leben“ nicht untergeht in den vorletzten Wirklichkeiten. Deswegen werden Zeiten, in denen düstere Prophezeiungen die Runde machen, die wegen ihrer Nachvollziehbarkeit so einleuchtend scheinen, diese Zeiten werden auch geschätzt, wenn Einzelnen klar wird, dass gerade die sogenannten fetten Jahre sich so geeignet zeigten, mit bestimmten Praktiken in Berührung zu kommen, die eine brauchbare Weile als zeitlos gelten konnten, bis auch ihre Grenzen sich zeigten. Wenn das extra Auge ins Spiel kommt und dort dringend gebraucht wird. Nicht, um von den Höhen und Höhlen des Himalaya heraus und herunter einem geheimnisvollen Auftrag zu dienen, der unüberprüfbar bleibt, sondern, sollte es jemals brauchbares Wissen gegeben haben, es nun mitten an den Orten  der menschlichen Einrichtungen sich auf vielfältigste Weise zu zeigen beginnen kann. Dann zurück zu den Gärten, wo das Wesentliche weiterhin gehütet wird und freies Kommen und Gehen stattfindet, und das willkommengeheißene Lagern an den Wurzeln der Bäume. Wo die Anliegen sich kraftvoll und behutsam entfalten können.

 


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