aufgehoben

Wenn Menschen aus einer anderen Kultur als der eigenen  einen mit „wieder zuhause?“ begrüßen, weiß man, dass man, so gut es eben geht, aufgehoben ist. Ich lebe nun eine Weile in einem eigenen Haus, alles da, was der Mensch so braucht: eigener Raum, wo man sich vom Draußen erholen, auftanken und d i e Arbeit tun kann, für die man geeignet ist. Dann eine Küche, wo man sein eigenes Essen fabrizieren kann, dafür der (teure) Gas-Tank, dann einigermaßen bekömmliches Wasser und, das ist schon Luxus: ein Eisschrank. Auch eine Toilette natürlich, das kann man schon mal erwähnen, wie es noch „vor Kurzem“ undenkbar war für die meisten Hindus, eine Toilette in Nähe des Wohnbereiches zu haben. Ich kenne noch den sternenübersäten Gang in die große Wüste, für Frauen immer ein unheimlicher und gefährlicher Ort. Viele haben jetzt all das, was vorher undenkbar war. Auch dadurch erweitert sich Denken, und immer kommt es darauf an, was man dann damit anfängt. Und es werden immer noch Füße von Menschen, denen man Respekt zeigen will, mit Fingerspitzen berührt. Tradition kann schön und edel sein, wenn es nicht zwanghaft wird.  Als zwanghaft, denke ich, kann es nur empfunden werden, wenn Menschen (endlich) ausbüchsen wollen aus den starren Ritualen, wo  der Mensch nur noch für die Durchführung dieser Rituale eingeschätzt und geschätzt wird. Meine Tür zum Draußen bleibt noch ein bis zwei Tage halb geöffnet, oder halb geschlossen, wie man’s nimmt. Ich lausche den Stimmen. Brahmanen, die Befehle geben. Sie toben ihre Heimfrustrationen an den badenden Pilgern aus und verlieren zusehends ihr Halbgottbewußtsein. Die digitale Revolution hat jede Kaste erreicht, und jeder Sweeper (aus der Kaste der Kehrenden), weiß inzwischen, wie man sich Zeug schicken lässt von Amazon und anderen Anbietern, aber das System selbst hält verbissen fest an seinen Machtansprüchen. Die meisten Planetenbewohner denken nicht daran, von ihrer Macht abzulassen, so, wie man auch von der Ich-Verhaftung nicht verlangen kann, dass sie sterben will. Alles will leben und sich selbst auf der Reise erfahren, isn‘ it? Inzwischen streife ich im Haus herum mit meinen Blicken und sehe überall meine Pinseleien in den Wänden. Wenn es nicht der Monsoon ist, der pinselt mit den eigenen Wasserfarben, dann ist es der Stein, der schon durchgepinselt ist. Was soll man tun? Überall, wo man auftaucht, muss man dafür sorgen, dass man lebendig bleibt und nicht zu viel Störung verursacht. Ich schätze eine großzügige Erfahrungsbreite zwischen der Wahrnehmung von Tragödie, wenn möglich mit einem Schuss Humor, das Zusichnehmen des Schicksalsnektars sozusagen. Das Beisischsein im Verlauf des Geschehens.

 


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