sinnen

Das erste Bild oben zeigt ein paar gepresste Blütenblätter, die ich am Pappboden einer Bücherkiste vorgefunden habe. So vieles Überraschende gestaltet sich im Dunkel der Dinge selbst. Nicht alles wird gesehen, nicht alles wahrgenommen, und vor allem nicht alles photographiert. Ich fürchte bzw fürchtle mich vor der massiven Anhäufung von Bildern und delete, so viel ich kann. Dann ist immer noch viel. Diese Blütengruppierung gefiel mir gut, weil sie wie freie Akrobaten durch eine nicht existierende Luft fliegen. Die Leichtigkeit, mit der sie dem Betrachter ermöglichen, feste und gepresste Materie als schwerelos zu sehen. Na, und dann schaute ich heute nochmal hinein, vielmehr nahm den Karton, schon auf dem Weg zur Entsorgung, noch einmal mit, um nochmal ein Photo zu machen. Wie man sieht, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, hier auf eigene Faust mit zu gestalten und gleich noch ein paar weitere Fetzlein der Blütenmasse zu integrieren. Ich bedaure ein wenig, dass daraus nun ein Sinnbild geworden ist, ja, wollte ich das? Nun kann man erkennen, was hier vor sich geht, zumindest an der Oberfläche. Irgendwie habe ich das Gefühl, meiner Entdeckung den Eigen-Sinn geraubt zu haben. Der Flug wurde geändert, nun ist es ein erkennbares Motiv. Ist das Original nun zerstört, oder ist es nur verwandelt. Oder kann beides einfach gleichermaßen nebeneinander stehen, jedes seinen eigenen Sinn machen, das eine einfach eine Blütenakrobatik, das andere zB. eine Geschichte mit Hund, Kind und Vogel (und Eltern natürlich). Man könnte sich auch aus irgendeiner Ecke des Seins zu mir herüberlehnen und sagen: na, wenn Sie da f ü r Zeit haben, prima. Und tatsächlich prima, dass ich dafür Zeit habe, denn, wie wir wissen, steckt in jedem Blütenblatt die ganze Menschheitsgeschichte, und vor allem für die, die Blütenwissenschaft studiert haben mit der nötigen Leidenschaft, das habe ich nicht, ich bin eher beruflich spielerisch unterwegs, untermäuerchent mit klaren Ausrichtungen. Auch ‚Sinn‘ ist nicht mein Lieblingswort, auch nicht ’sinnlos“ oder ‚übersinnlich‘, dann schon eher sinnlich im Sinne einer Wahrnehmungfreude an allem Daseienden, wobei ja auch das Daseiende von einem selbst mitgeformt werden kann und wird. Der Wunsch, bewusst dabei zu sein, wenn das Weltgeschehen sich durch die eigene Kreativität  entpuppt als die einzige Leseform, uns unserer Eigenart, also der Kunst, uns selbst zu sein, bewusst zu werden. In offiziellen und professionellen Zusammenhängen werden wir durch die Zusammenhänge oft gezwungen, bestimmte Aspekte aus unserer Seinspalette zu aktivieren, um den jeweiligen Erfordernissen gerecht zu werden. Das ermöglicht nicht immer das Bei-mir sein. Auch das Beimirsein hat seine Grenzen und braucht zum Ausgleich das Gegenüber, durch das er oder sie erst sein oder ihr Anderssein gewahr wird. Das ist nur wichtig, wenn es einem als wesentlich erscheint  und man bedenkt, wie ‚relativ‘ im wahrsten Sinn des Wortes alles ist.

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