direkt

Das Bild oben stammt aus dem Direkt. Wir lassen gerade bei uns einen großen Raum lehmen, und obwohl die Arbeit gut gemacht war, fiel am selben Abend an einem bestimmten Fleck der Lehm herunter. Dahinter war eine Öffnung, die früher mal mit Papier bedeckt wurde, auf dem der Lehm sich nicht halten konnte. Vorübegehend wird eine Landschaft frei. Jemand sieht einen Vogel, der, dem Phoenix gleich, sich aus einer Lichtung des Erdreiches nach oben schwingt, entweder zu freiem Flug oder zu weiteren Verdichtungen. Nirgendwo Garantie für nichts. Natürlich bietet der Fleck auch noch mehr, denn oben aus der Verdichtung schaut ein Auge  bewegungslos zu. Die Kunst des Fleckenlesens ist ja weit verbreitet, denn die Erde selbst ist ein Fleck, den wir uns konstant als eigenes Buch zurechtlesen. Zu absolut jeder beliebigen Leseart gibt es die entsprechende Gegenlektüre. Das kennt man auch von den Wolken und dem Internet, dass man sich nicht (mehr) genötigt fühlt, Seh-Richtungen anzubieten mit eigener Meinung von förderlichen Konsequenzen für Augen-und- Gehirn-User, denn ehrlich, auch wenn einiges angeblich schon immer so war, so ist doch jetzt im kollektiven und einzelnen Bewusstsein der Druck angewachsen, mit dem Überfordertsein umzugehen. Oft wird ja in solchen Zeiten der Rückzug geraten, vermutlich, um sich nicht aus den Augen zu verlieren, sich selbst und die Anderen. Aber jetzt, wo man die aus unterschiedlichsten Geschichten heraus Zurückgezogenen nicht mehr klar unterscheiden kann, spielt auch der angemessene bzw. authentische Ausdruck wieder eine größere Rolle. Wenn in einem Land wie unserem allen das Gefühl vermittelt wird, sich selbst bestimmen zu können, und auch jede/r davon ausgeht, das er/sie das tut, dann kann man das Resultat der Selbstbestimmung ganz einfach sehen. Die Münze der Selbstbestimmung rollt auf den Marktplatz. Dort wundern sich Menschen wie einst, warum etwas nicht mehr so ist, wie es war, obwohl so, wie es war, auch nicht wäre, wie man es noch wollte. Auch in Indien bin ich oberglücklich, dass ich in der Herrgottsfrühe nicht mehr in einen von Männern unbevölkerten Wüstenbereich wandern muss, um auf die Toilette zu gehen, obwohl der Sternenhimmel darüber wirklich überwältigend war. Aber zurück zur Selbstbestimmung. Es fängt ja schon damit an, dass das Selbst erst einmal definiert werden muss, bevor es bestimmt werden kann. Was ist das Selbst, und wer bestimmt? Die äußere Welt ist ein Drama, eine Vorführung kollektiver Zusammenarbeit, denn egal, was auf dieser Erde geschieht, es ist immer auch ein Zusammen. Die Einzelnen bestimmen das Zusammen. Die Konsequenzen dieser Einsicht sind radikal. So wirklich und wahrhaftig radikal, dass man sie nicht mehr für möglich hält. Man muss Welt als das wahrnehmen, was gemeinsam daraus geworden ist. Die meisten Menschen möchten ja weiterhin gerne höhere Mächte in der Tasche oder über sich haben, über die man sich wundern oder bei denen man sich beklagen (oder bedanken) kann über das Vorhandene. Und ja!, die Selbstbestimmung hat Grenzen Wenn ich sie ganz zu mir nehme, die Sphäre meiner eigenen Stimme und ihrer Grenze, dann…dann…dann höre ich mir zu und sehe, wie ich mich und die Dinge handhabe, und kann dann nur weiter ackern, bis das Feld bestellt ist und der Vogel vom Lehm der Wand abheben kann.

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