nichts

Auf der Suche nach einem Bild, das das Nichts ausdrücken soll, bin ich natürlich gescheitert, denn überall, wo etwas sichtbar oder auch spürbar ist, kann es das Nichts nicht sein. Kein pures Schwarz, kein leeres Weiß kann es sein, und sollte es so etwas überhaupt geben, ist es wohl im Manifestierten kaum zu finden, da überall etwas ist. Andrerseits lernen wir aus Erfahrung, dass da, wo wir gerne nichts haben würden, oft etwas ist. Ich denke, dass die schmerzhaften Störungen rigoroser nach einem greifen können, während  die heiteren und gelassenen Zustände mehr einer Leere gleichen, wo das eigene Ich einen in Ruhe lässt oder es einem überhaupt gelingt,  sich störenfriedfrei zu erleben, auch durch Andere. Innere Geschütze werden auch oft bei Nachfrage mit „nichts“ bezeichnet, weil die Überforderung durch Komplexität eine Lähmung erschaffen kann, die sich gerne als ein Nichts deklariert, dem potentiellen Nichts dahinter aber voll im Wege steht. Selten ist auch die Aufgehobenheit in einer Art von leerer Fülle, wo der universelle Rahmen nicht geleugnet werden muss, um die Leerheit der Fülle wahrzunehmen. Das griechische Wort „kairos“ hat so eine innere Möglichkeit immer in mir wach gerufen, wenn Kairos in der Tat als ein Lichtstrahl im persönlichen Schicksal erfahren wird als ein Schlüssel zu direkter Zeit und der damit verbundenen Öffnung der Zeit, wo die Fülle stattfinden kann, die authentisches Sein zulässt. Natürlich frage ich mich jetzt, fleißig wie eine Honigbiene, mein eigenes rotierendes Universum, was ich mit „authentischem Sein“ meine. Dann wieder sind Worte wie „authentisch“ so verbraucht, dass man kaum mehr Zugang bekommt zu ihrem ursprünglichen Geburtsort. Und hinter dem Wort ist ja auch noch die Stille, aus der es hervorkommt. Da kann man es spüren, wenn es gelingt, einfach so zu verweilen, ohne sich selbst zu stören. Mit den Fühlern, die immer hinaus wollen und etwas abtasten, und verstehen, was nur begrenzt verstanden werden kann. Das alles ist nötig, um sich dem Sein als ein erfülltes Nichts zu nähern. Wohnort nirgends, beschenkt mit unendlichem Reichtum, der zur Verfügung steht, wenn es dem geschulten System angemessen erscheint. Angemessen ist, was vor allem das eigene Maß kennt. Gut, es im Nichts zu beherbergen. Da wird der unsichtbare Schatz verwaltet. Da ist Ruhe. Ein gutes Nichts kann ohne Alles nicht sein. Was sollte das Nichts sonst lebendig erhalten. Das Nichts als Abgrund ist gefährlich, denn wo Sprachlosigkeit vorherrscht, besteht das Nichts aus Schatten. Das unreflektierte Ich ist das Reich der Gespenster. Der Volksmund erschafft eigene Sinnfelder und weiß z.B., dass von nichts nichts kommt. Aber was vom Licht des Schicksals beleuchtet wird, auf welche Weise auch immer, das lässt einen ahnen, dass wir in einer Kairos-Zeit leben, in der scheinbar Unvereinbares als eine Einheit erspürt werden kann. Die Fülle der Leere eben.

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