komplex

 Ich wurde gefragt, wie ich gestern auf das Thema Ost/West gekommen bin. Fragen können hilfreich sein, denn sie regen zu Reflektionen an, die man vielleicht sonst nicht hätte. Und jeder hat andere Dinge in den Archiven gelagert, oder hat keine Archive, oder hat andere Formen der Ordnung bei sich angelegt, oder hegt wenig Ordnungsvorstellungen im Innen und im Außen. Das Außen ist ja immer noch leichter zu überschauen wie das Innen, von dem man sagt, dass man das Auge bewusst darauf richten muss. In Indien gibt es die Darstellung eines Auges, das sich beweglich an einer Verlängerung befindet, damit es flexibel genug ist, um überall hinschauen zu können. Fakt ist und bleibt, dass, wer sich angewöhnt hat, innerliche Befindlichkeiten bewusst zu reflektieren, dadurch eventuell eine durchlässigere Ich-Substanz erschafft, die bei den aufkommenden Fragen an sich selbst, warum und wieso und überhaupt keine Überforderung mehr erfährt, sondern eher eine Gelassenheit, die auf der Erfahrung beruht, dass man gelernt hat, mit Komplexitäten eher spielerisch umzugehen, damit man weder in die Unterschätzung noch in die Überschätzung driftet von dem, was sich da gerade auftut. Es gibt ja in der Tat hochinteressante Bewegungen auf diesem Planeten, die, schaut man gründlich und unermüdlich in sie hinein, einem wie von selbst zu erkennen geben, dass man, von persönlicher Erfahrung ausgehend, durchaus verlässlich auf gesellschaftliche und planetarische Bewegungen stößt. Alles ist aus demselben Stoff gemacht, wenn es mal ins Sichtbare transportiert wurde.  Deswegen wird ja manchmal auch zur Zurückhaltung des Transportes geraten, will man etwas von sich oder Anderen nicht transportiert sehen.  Da sind wir aber schon auf dem Wanderweg menschlicher Meisterschaften, die in jeder Kultur anders gehandhabt oder überliefert werden. Was ich eben an dem Thema Orient und Okzident u.a. so interessant finde ist, dass dort meistens jemand vor der Nase sitzt, der zu wissen vorgibt, wo es langgeht, und im Abendland findet man das zwar auch häufig genug, es ist aber nicht so beliebt, und die Bestrebungen führen eher weg davon. Komplex bleibt, dass, wenn alle Fremdbestimmungen, zugelassen oder nicht, aufhören (würden), wie sich das tatsächlich auf eine Gesellschaft auswirken würde. Niemand traut ja den Menschen zu, sich selbst zu bestimmen, aber es ist hilfreich, sich ab und an daran zu erinnern, dass Menschen sich nur untereinander in Zaum halten und das wohl auch müssen, damit das Leben lebbar bleibt. Sollte es sich herausstellen, dass Liebe tatsächlich der Verzicht auf Mord ist, dann gibt auch dieser einfache Satz Aufschluss zu tieferen Ebenen, von denen man durchlässiger wiederkehren kann, um die Freude am Tanz nicht zu verlieren.

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