wirklich

Neulich, als ich mal wieder Donald Trump in ein Gespräch einschleichen ließ, habe ich bemerkt, wie unwohl mir wurde bei dem Gefühl, automatisch in die Nähe von ununterbrochenem Kopfschütteln zu kommen, wo man den grotesken Playern eine gewisse Macht zugesteht, einen mit ihrer Selbstdarstellungssucht permanent zu verblüffen. Dass in solchen Zeiten die komödienhafte Betrachtung in Hochform gerät, ist kein Wunder. Die Entlarvung des „Bösen“ als ein geradezu unheimlich banaler Ausdruck einer Persönlichkeitsstruktur, wie wir es von Hannah Arendt gelernt haben, ist schon deshalb verstörend, weil wir es nicht für möglich halten, obwohl es offensichtlich ist. Sicherlich sind da auch im Hintergrund oft diesselben Triebkräfte am Werk wie Unverfrorenheit, Habsucht, Unterwürfigkeit usw, oder einfach Dummheit, die dem Sog des ihr jeweils Einleuchtenden folgt. Wenn dann mal wieder was ins Brodeln kommt wie die Russland-Affäre oder der Eierskandal, weiß man ja eh nicht, wie man sich das vorstellen soll: vermummte Fieslinge rotten sich zusammen, und das zB in Holland, dem Land von Milch und Honig, nicht wahr?, und träufeln nachts bei ihren dunklen Treffen Gift in die Eier der Völker. Wer hat hier alles mitgeträufelt? Nein! Das waren Rechtschaffene…wie? Gift? Wo? Millionen von Eiern werden vernichtet, leere Eierregale, weil zufällig jemand mal wieder was entdeckt hat. Die Chefetagebewohner in der Autoindustrie atmen ein bisschen auf: jetzt sind die Eier dran. Is ja schon gut, wir bauen ja um. Und für mich, die ich gar keine Eier esse, sind Eier nur ein Symbol: Ur-Ei undsoweiter, und Ich (I) und Eye (Auge), und was man so alles mit allem verbindet. Das schützt einen ja nicht. Morgen sind es die Gurken oder ein Taifun, der neuerdings auch uns wegen der globalen Missbrauchszusammenhänge wegfegen kann. Und sollen wir die Tanne absägen, bevor sie auf unser Haus in irgendeiner Zukunft krachen könnte…? Leicht kann man den (roten) Faden verlieren und muss sich fragen, worum es einem geht. Ich grüble zur Zeit an einer anderen Erschütterung herum und sammle Kräfte, damit sie ihre Wirkung entfalten kann. Dass der Gedanke des Weltgeschehens als einer großen und komplexen und ständig sich wandelnden Theateraufführung nichts Neues ist, ist klar. Es ist ein sich selbst organisierender Vorgang, egal, was die jeweiligen religiösen Prediger vor sich hinmurmeln, um sich in fanatischer Selbstüberzeugung weiterbewegen zu können während des Mordens an Andersdenkenden. Wer will schon hören, wie es wirklich war, wenn man das Volk schon mal für die Gerechtigkeit der Steinigung erzogen hat? Das geht schnell, dass Hände zu Steinen greifen. Und doch wird er eben nicht als Steinwerfer geboren, der Mensch, sondern es ist was mit ihm geschehen, das ihn aus der Bahn gebracht hat. Aus welcher Bahn? Gibt es eine Bahn? Das eben denke ich und frage ich mich: wo ist die Bahn? Jede/r, der eigene Existenz erfährt, kann nicht leugnen, dass er oder sie da ist. Wie konstruiert sich dieses Dasein? Wie frei bin ich in meiner Gestaltung, egal, wo ich mich aufhalte. Wie fixiert bin ich auf meine Geschichte, sodass ich letztendlich denke: das bin ich. Wer bin ich? Wie definiert sich dieses Ich-sein? Wo ist die Quelle? Und hat sie einen Namen? Neulich habe ich einen Wissenschaftler, der sich mit künstlicher Intelligenz befasst, sagen hören, dass es keineswegs unmöglich ist für einen Computer, zu fühlen. Alles, was man tun muss ist, ihm die paar Gefühle einzuprogrammieren, die wir kennen, und er kann sich damit entwickeln und vielleicht ja eines Tages mehr fühlen als ein Mensch. Gibt es ihn schon? Hält man so etwas für möglich, schwinden die Barrieren des Menschseins, und wir nähern uns einer weiteren uralten Frage, die nie eine Antwort gefunden hat (oder hat sie?): Wie wirklich ist eigentlich die Wirklichkeit?

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