samstags (shaniwar)

„Shaniwar“ heißt „Samstag“  auf Hindi und ist dem Gott „Shani“ geweiht, einem schwarzen Gesteinsblock, der wiederum für „Saturn“ steht. Zwei Dinge, die mich auf dem deutschen Land irritieren können, erlebe ich in Indien nicht: Rasenmähen und Grillen. Kein Grillen, weil im Dorf Eier, Fisch und Fleisch streng verboten sind und Tofugrillen noch nicht eingeführt. Kein Rasenmäher, weil nicht genug Gras und noch nicht genug Bedarf, dass ein Importbusiness daraus entstehen könnte. Heute nun Samstag hier in Deutschland, es regnet und ich freue mich heimlich darüber, weil es draußen still sein wird. Da wir alle dem Wetterbericht hörig sind, wissen alle Mäher/Innen, wann es geht, und deswegen muss ein Mensch, der sich gerne auch freitags auf etwas (meistens Buchstaben) konzentriert, schon am Freitag ein bisschen leiden. Schwamm drüber, denn es geht ja oft bei gewissen Störungen um ganz andere Dinge. Man legt also die Arbeit nieder, und weil der Rasenmäher (z.B.) nicht wegzudenken ist, denn er ist ja da, denkt man über den Rasenmäher an sich nach. Man merkt nach einigen Minuten, dass man gar nichts gegen den Rasenmäher hat, sondern die Frage lautet eher: warum ist er so laut? Braucht der/die Mäher/In diesen Lärmpegel? Gehört es etwa zum Glück der RasenmäherInnen, das alles auszuhalten, um nachher den Ausstoß der Glückshormone zu genießen, wenn sich hinter dem Lärm eine sichtbare Leistung ausbreitet!? Wie dem auch sei, auf jeden Fall heute Stille, gemäht war gestern, und der Samstag, der vor dem Sonntag thront, liegt da. Manche genießen die Supermärkte. Mal unter Menschen sein und sicherstellen, dass keiner im familiären Umkreis aus Versehen verhungert. Und so langsam komme ich zu meiner eigenen Samstagsbeschäftigung und lasse ein latent vorhandenes Thema sich selbst ausbrüten. Es ist ein typisches Wochenendthema und heißt „Politische Träumereien“. In dieser reinen Phantasiesphäre hören deutsche Jetztzeitregierende auf, mit Waffen zu handeln und gleichzeitig darüber erstaunt zu sein, dass sie in die falschen Hände geraten. Gibt es die richtigen Hände, die zu Waffen greifen? Ich weiß, das schafft keiner/e, diese Milliarden umzupolen in menschenförderliche Richtungen. Oder eine Robin Hood Bande, edel und gleichzeitig kriminell begabt, bestrebt, endlich Gerechtigkeit walten zu lassen, hackt sich in das saudiarabische Bankkonto ein, durch das die 220 Millionen Euro oder Dollar die Hände wechselten für einen Fußballer, der jetzt wahrscheinlich bereits traumatisiert ist. Das stresst doch, wenn man zu teuer wird. Die Robin Hood Bande aber, das ist das Neue, steckt den Betrag nicht in die eigenen Taschen, sondern tut damit zusammen was Gutes. Gut, was träum ich noch so vor mich hin. Da wird ja wieder mal eine beschämend große Menge von Essbarem vernichtet, obwohl es aus Belgien und Holland keinerlei Nachrichten gibt über Ausmaß und Wurzel des Übels. Da fällt nicht nur der Kuchen unter’s Schwert, sondern die Börse kann stolpern bei so viel Entlarvtem. Eier hin oder her,  die Vernichtung von Essen wegen einer kriminellen Handlung oder warum auch immer hat einfach ein anderes Gewicht in einem Land, wo so ziemlich alle alles zu essen haben, auch wenn mal kein Ei dabei ist. Es sind nicht nur die verhungernden Afrikaner, die mir in den Sinn kommen können, sondern ich sehe und kenne auch sehr viele Menschen in Indien, für die das Beschaffen von Nahrung noch immer  die größte Sorge ist. Ich stelle mir also kurz innerlich eine Regierung vor, der es tatsächlich am Herzen liegt herauszutüfteln, wie man einen direkten Lebensmittelweg in die betroffenen Gebiete erschafft, und nicht nur einmal, sondern bei jeder Gelegenheit, sodass es sich eines Tages zu einer Normalität entwickeln könnte, dass alle Menschen was zu essen haben. So. Ausgeträumt.
Bild:Ausschnitt aus einem (mal in der FAZ erschienenen) Gemälde von Llyn Foulkes.

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