Weltfreude

Würde ich das Wort „Welt-Freude“ in einem Gespräch aussprechen oder auch hier im Blog mich dafür entscheiden, kann ich davon ausgehen, dass ein anderes Hör-System automatisch das Wort „Welt-Schmerz“ hinzufügt. Ein CIA-Agent, der sich einst unter „uns“ gemischt hatte, um unser Leben und Treiben zu beobachten, beschrieb diese Fähigkeit des Menschen als seine ganz besondere. Sein Beispiel war, dass, wenn ich aus Versehen „Jakob“ sage, du verstehen kannst, dass ich John meine. Das kann eine Maschine m.E. bis heute nicht, obwohl es sehr gut sein kann, dass ich mich irre. In einer Zeit, wo einem jwd (janz weit draußen)-arbeitenden Japaner von seiner Firma eine Roboterfrau mitgegeben wird, damit er sich nicht so allein fühlt, ist alles möglich. Es war schon immer alles möglich, nur die Mittel erweitern sich ständig. Man sieht, zu was der Mensch alles fähig ist. Es kommt darauf an, über was man staunen will, oder sich beklagen, oder traurig sein, oder hinabstürzen in die Tiefen der Urpsyche, oder sich aufschwingen in alles Mögliche: Kunst zB. Poesie, Musik, Therapie oder Meditation, was auch immer geeignet scheint. Auch da gibt es Grenzen, oder „Konturen“, wie ich es lieber nenne, wo man wachsam sein muss, wann das Eine fast unmerklich in das Andere schwappt und zB. aus Welt-Freude schnell Welt-Schmerz werden kann. Ich habe das Wort „Weltschmerz“ in meinem Leben öfters mal benutzt und es auch in anderen Ländern stolz gepriesen als ein Wort, dass es nur in der deutschen Sprache gibt. Ich bin ja der heimlichen Auffassung, dass ein Mensch, der innerhalb dieser Wundersprache aufgewachsen ist, nicht so arg viel zu klagen hat, aber gut, nicht nur haben wir eine große Sprach-Nacht hinter uns, sondern ein Beharren auf dem Naiven ist auch keine Kunst. Welt-Schmerz…..hatte ich ihn? Ich war dankbar für das Wort, denn es hat etwas in meine Welt gebracht, was ich anfangs nur dunkel wusste. Die Welt als Spiegelfläche, in der ich mein eigenes Leid und meinen Schmerz im Äußeren sehen und fühlen kann, ohne mich damit zu verbinden. Das ist paradox. Und doch wird Welt oft von uns so wahrgenommen, so als hätten die Bilder, die ich dort wahrnehme und dadurch in mich hinein nehme, gar nichts mit mir zu tun. Selbst von Donald Trump konnte ich lernen, dass meine durch ihn aktivierte Gier nach noch mehr Blödheiten, die einem den Verstand rauben können, nichts ist, was ich an mir kultivieren möchte. Dazu muss ich nur Tasten drücken. Dann ist das ganze Gewimmel auch noch gleichzeitig „leer und bedeutungslos“, wie die Buddhisten sagen und damit u.a. meinen, dass w i r die Spieler-Fläche gestalten, und jede/r, die/der auf dem Planeten herumläuft, macht mit. Wir projezieren auf die potentielle Leere, wer wir sind, und das Leben, das sich für uns entpuppt, ist das von uns gestaltete. Es gibt ja immer in einer Gesprächsrunde dann jemanden, der mich zB streng fragt, was ich denn täte, wenn auf einmal eine Truppe Jihadis durch den Wald auf unser Haus zutraben würde…(frei erfunden). Ich habe mir neulich mal im Kontext meiner Gedanken über „totale Freiheit und was ich darunter verstehe“,  ein paar der hoffnungslosesten Situationen vor Augen geführt, die mir einfielen, um zu sehen, ob die Freiheit des Menschen ganz und gar gelöscht und vernichtet werden kann, und ich habe zu meiner Überraschung gesehen, dass es nicht so ist. Nicht nur sind Menschen aus Höllen entstiegen und haben sich um ihre Heilung gekümmert, sondern der Tod ist eine letzte Freiheit, auch wenn ich hier niemals behaupten würde, ich wüsste, wer ich in solchen Momenten wäre.  Bestimmte Kräfte brauchen lange Vorbereitung und frühe Weichenstellungen. Und: die Freude an der Welt….das braucht richtig Mut…Einsicht/Vorsicht/Rücksicht…überhaupt: Sicht! Und mit welcher Grundeinstellung navigiere i c h hier durch das Abenteuer, und als wer bin ich da?

Ich freue mich auch manchmal am Morgen, wenn ich unter meinen Pinseleien,
möglichst mit einem Schuss Humor, ein „Bild“ finde, dass mir geeignet erscheint.


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