Dieses kleine Tesafilm-Fenster im obigen Bild, das schon ziemlich lange an einem unserer Fenster des gemeinsam benutzten Raumes prangt, wurde von einem Freundes-Gast entdeckt, der sich daran erinnerte, dass da mal früher, als er uns besuchte, ein Wort stand. Das ist wahr. Da stand das Wort „Begleiter“. Es stammt aus einem meiner früheren Texte, die wir in einer Performance gemeinsam gesprochen haben. Wie und durch wen es dann an das Fenster kam, weiß ich nicht, aber unter uns war ja der Text dazu bekannt. Ich kann ihn hier auch gerne nochmal nennen, denn als wir dann heute einzeln nochmal durch das kaum sichtbare Fenster schauten, sagte jemand, der Text wäre ja auch in dieser Sichtweise enthalten, dh der Rahmen um das, was da ist, transportiert nochmal eine andere Wirklichkeit, u.a. auch die Wirklichkeit, die wir mit unserem Blick ständig erschaffen. Ist es eine Leere, ist es eine Fülle, ist es ein Potential, ist es eine Bewusstseinsbegrenzung durch Konzentration auf den in diesem Nu in jeder/m Einzelnen vorhandenen Zustand.?
Ich bin mein Blick, kein Zweifel. In der Sichtweise, wie auch immer und durch was geprägt, formt sich ohne Pause mein Bild von mir und der Welt und den Menschen, denen ich mit diesem Blick begegne, egal, wie weit die Wirklichkeit eines Anderen davon abweichen mag: die Resonanz auf das Bild und den Blick, den ich vermittle, besteht in erster Linie aus meiner Verantwortung für die Substanz, die sich hinter meinem Blick verbirgt. Ja, es gibt Menschenkennertum, aber nicht wirklich die Kenntnis von Menschen ohne die Kenntnis von mir selbst. Jemand sagt: das ist eine kleine Gruppe. Es stimmt. Es gibt viel größere Gruppen, wo sich Menschen zusammentun, um ein Gedankentum zu vertreten. Doch unsere „kleine“ Gruppe ist ja nicht zusammen im Sinne eines Zusammenhaltes wie zum Beispiel im Familienbündnis der meisten Kulturen. Diejenigen mit dem Interesse an der Selbsterkenntnis müssen sich ja erst einmal an sich selbst schulen, und mit guten Lehrern ( wer auch immer das jeweils sein mag) durch die Tücken und Abgründe der Selbsterkenntnis, bzw. auf dem Wege dort hin navigieren. Praktizierte Yoganautik also, mit Verlaub, meine Eigensprache: die Kunst, im Ungewissen sicher zu navigieren. Das mag wohl aussehen wie eine Solo-Performance, aber das ist eine vollkommene und oft vorkommende Fehlsicht. Denn ich brauche die Zulassung der Welt und das Zugelassensein durch die Anderen, um von den vielen gefährlichen Wegen isolierter oder auch nur vermuteter Ichheit wieder auf freie Bahnen zu kommen, wo mein Sein eine lebendige Chance hat zur Entfaltung. Wir sind also ein loser, internationaler Haufen, der all seine Erweiterungen im Ungewissen hat, doch wenn wir uns treffen und finden, verstreut, wie wir alle sind auf der Welt, dann kann das sehr schön sein, und man staunt doch oft genug über die Einfachheit, mit der sich komplexes Sein miteinander entfalten und enthüllen kann.