Eine Radiosprecherin meinte, sie müsse sich nun den Entzugserscheinungen widmen, wenn abends keine olympischen Spiele mehr zu sehen sind. Natürlich haben wir auch das großartige Spektakel von Paris geschaut, es sprengte ja so einige Grenzen, die man für unüberwindbar hält. Und offensichtlich ist die Begeisterung bis Bewunderung unter den Völkern so groß, dass die Menschen keine Mühe scheuen, zu solchen Events zu pilgern. Und man merkt ja an sich selber, wie man zum überforderten, oder auch zum unterforderten Kind wird und Bauklötze staunt über die Körper, was die so alles können, wenn man ihnen, oder ihm, sehr, sehr viel Zeit widmet, möglichst wenig Ferien hat und jeden Tag beim Trainer oder der Trainerin ankommt. Die Trainer der Welt haben scharfe Augen und erkennen, aus wem sich unter vielen Umständen was machen lässt, wenn das Material und der Kopf darin durchhält, denn auch im Ballettunterricht wimmelt es wahrscheinlich nicht von Primaballerinas. Deswegen bleibt man noch eine Weile sitzen und betrachtet die Körpermeister:innen, also die, die es geschafft haben und trotzdem von einem Zentimeter abhängig sind, an dem meist ein finanzieller Verlust klebt. Ein ambivalentes Geschäft, das mit dem Zeh den Menschenhandel berührt. Aber es hat schon was Faszinierendes, wenn es Menschen gelingt, ihre eigenen Grenzen zu sprengen. Wenn man jetzt von diesen körperlich sichtbaren Glanzleistungen, deren Quelle auch im Inneren liegt, auf die geistigen Glanzleistungen schaut, die in der Weltgeshcichte zu finden sind, so verwischen sich die Unterschiede zwischen Körper und Geist. Das heißt nicht, dass automatisch im weniger trainierten Körper kein gesunder Geist sein kann, oder im optimierten Körper unbedingt ein klarer Geist, sondern Körper und Geist geht es wahrscheinlich am besten, wenn sie ein gutes, ihren Bedingungen entsprechendes Verhältnis miteinander haben, sodass das Schicksal, das zu gestalten und zu bewältigen ist, in förderlichster Weise für mich und meine Umgebung gehandhabt werden kann. Besessenheit und Ehrgeiz kosten Nerven, aber klar, es gibt auch die Herausforderung und den Kitzel. Besser und mehr sein als die Anderen, auch wenn es nur auf einer Holzstange ist. Trotzdem war es anregend, hineinzuschauen. Nichts gegen schöne, nehazu vollkommene Körper!. Dieser radikale Triumph über das Vorstellbare!, begleitet vom Schatten des Vergänglichen.