sommern

Jahrelang dachte ich, Gottfried Benn sagt in seinem Gedicht „Was schlimm ist“, dass es am schlimmsten sei, im Sommer zu sterben. Aber nein!, stellte ich eines Tages fest, er findet es ‚am schlimmsten, n i c h t im Sommer zu sterben, weil da alles hell ist und die Erde für Spaten leicht‘. Der Sommer ermöglicht auf jeden Fall so einiges, was sonst nicht möglich wäre, ja was ist denn das? In Indien war im Winter der perfekte Sommer für mich (und viele andere), auch mal so richtig schön kalt nachts und am frühen Morgen, um dann mit Sonnenaufgang langsam in die Wärme zu wandern, und selten ein paar Tröpfchen. Das dehnte sich über Monate hinweg und endete oft Ende März herum mit Temperaturen bis zu 49 Grad, was dann für die indische Bevölkerung ihren Sommer einläutete, von dem wir uns dankend entfernten, um in das westliche Klima einzutauchen. Wohlhabende Inder gehen im Sommer in die Berge, die anderen harren einfach aus. Und für die Zurückkehrendendann, wieder im Westen angekommen, eine Wartezeit in Hinblick auf das Klima beginnt, weil man dann doch bei aller Gelassenheit die Sonne mal sehen möchte und draußen wieder mal frühstücken, umgeben von geballtem Grün, ein Genuss für die Augen. Dann brechen auf einmal die Blüten aus, man kommt kaum hinterher mit der Bewunderung, dann die Bäume, und der Frost, der einen Teil davon wieder vernichtet. Menschen erinnern sich an die Wälder und kaufen sich nordic walking sticks.Die in den Sommerferien In-die-Ferienfahrer:innen ringen nach Luft in den Stauschlangen. Auch von den Lieblingsorten kommt Gegenwehr. Die Leute, also die Einheimischen, wollen wieder ihr eigenes Leben leben,, wer will’s verdenken. Zuerst geht es ja nur um Profit, auf beiden Seiten, die Fremden zahlen, man kann sich entwickeln oder die Kinder in die Schule schicken. Dann wird das Genug verpasst, und Enthemmung und Missachtung bahnen sich Wege. Das geschieht alles im Sommer. Man will hinaus, und sieht dort andere Kostüme, andere Schuhe als sonst, wenn nicht Sommer ist. Den Tieren geht es auch besser, ihr Geruchsinn blüht ins Unermessliche, es ist Abenteuerzeit, manchmal sieht man Leuchtkäfer oder die Sterne. Bei mir im Zimmer ist Toscana Flair, die Fenster sind ziemlich verdunkelt, düch da, wo ich sitze, habe ich einen Spalt geöffnet und nehme immer mal wieder das gewaltige Schauspiel auf. Besonders gerne mag ich den Sommerregen, dann wird alles versorgt mit dem Wesentlichen. Sommer – langer Gedankenstrich —


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert