Republic Day

 

Nach einem Rohrbruch im neuen Wohnbereich, der nun zum Glück behoben ist, kam völlig überraschend und in Windeseile ein sintflutartiger Regen, sozusagen der verspätete bzw nicht rechtzeitig stattgefunden habende Monsoon. Seit gestern muss ich beim Hinaus-und Hineingehen entweder eine Riksha oder ein Motorrad rufen, um durch das knietiefe Wasser jongliert zu  werden, was nur sehr weit entfernt an Venedig erinnert. Die angesammelte Brühe ist jenseits von Beschreibung. Es könnte auch ein ausgeschüttetes Warenhaus sein. Die Inder sind ziemlich berüchtigt für ihre verhältnismässig sauberen Innenräume und den Kontrast zum Außenbereich, wo eine dunkle Ahnung im Volk lebt, dass das alles von Anderen weggefegt wird, nämlich von einer unterbezahlten Wegfegkaste. Ich denke an Narendra Modi, der gerade ein „cashfreies Indien“ durchboxt, wo wir hier mal wieder merken, dass bei jedem Regen das Licht für Stunden ausfällt und auf dem noch ländlicheren Land, wo es erst gerade anfängt, elektrisch zu werden und jede Bank meilenweit entfernt ist, da möchte ich gerne mal die paar Millionen Analphabeten cashless online operieren sehen. Das fasst man doch einfach nicht, wie diese Sucht, sich eine persönliche Großgeschichte zu basteln, so offensichtlich auf den Köpfen der Menschen ausgetragen wird, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht durchblicken können oder wollen. Dann hatte mich gerade ein gewaltiges Geräusch an die Terrasse geholt, und was sehe ich? Hunderte von durchs Wasser navigierenden Motorrädern mit fahnenschwenkenden Männern drauf. Aha, fällt mir ein, heute ist ja nicht nur Sintflut-Tag, sondern auch Republic Day, wo das atombombenfähige Land zeigt, was es sonst noch an Welt -bzw Menschenzerstörungsmitteln zur Verfügung hat. Ich schaue in die Zeitung, die morgens mit einem Boot angekommen sein muss, und was sehen meine politisch ermüdeten Augen? Donald Trump will Bruder Modi bald einladen, denn sie sind „good friends“. Finstere Zeiten mit blondem Haar und Safran Gewändern. Was trotzdem schön ist zB. auch  in den Wasser-Turbulenzen ist die Art und Weise der Inder zu erleben, wie sie mit den Dingen umgehen. Wie heiter sie bleiben können und wie beweglich in ihren mühseligen Leben. „Müh-selig“, das passt so schön zu ihnen. Gandhi hat auch besser zu ihnen gepasst als eine gigantische Militär-Parade. Auch der Blick auf Indien von Donald Trump, gerade beleidigt mit uns für unsere Unfähigkeit, ihm zuzujubeln, ist nicht beruhigend. Da kommt einiges zusammen, was einen an andere Anfänge erinnert, denen nicht gewehrt werden konnte

 


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