fremdbestimmt

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Die Frage, die Florian Goldberg bereits im Titel seines Buches „Wem gehört dein Leben?“ gestellt hat, kann man zu den wichtigsten Fragen des Lebens zählen. Wir alle wissen, dass wir in diesem Weltgetümmel gar nicht existieren können, ohne von dem, was uns darin oder daraus anspricht, beeinflusst zu werden. Und zur geistigen Anregung und Schulung ist dieses Weltbewegende ja auch nicht nur gedacht, sondern wird von uns immer wieder neu gedacht und gewogen und aussortiert und günstigerweise durch unsere eigenen Gedankengänge transportiert, sodass wir das Kontemplierte als unser geistiges Eigentum betrachten können, das wiederum vereinfacht oder erweitert oder vertieft werden kann durch uns und durch andere. Fremdbestimmung dagegen ist etwas völlig anderes. Der sogenannte „Glaube“ spielt hier eine Hauptrolle, also z.B. die Bereitschaft, etwas als real zu sehen, was niemals als solches erfahrbar gemacht werden kann. Doch, erfahrbar schon, denn man muss sich nur an irgendeinen Gott lange genug halten, bis man „besondere“ Erfahrungen macht, die natürlich keinen Anspruch auf Beweisbarkeit haben. Doch wer will schon ein nüchterner Vernunftsklotz sein, wenn Menschen sicher sind, dass das, was sie aufnehmen, ihr Eigenes ist. Die körperliche Verdauung ist durchaus mit der geistigen Verdauung verbunden, und wenn eines dieser genialen Einrichtungen aussetzt oder zusammenbricht, dann kann die andere Kraft noch sehr viel ausgleichen. Vor allem aber kann der Geist erhebliche und verblüffende akrobatische Leistungen vollbringen, und bis zum Aschenrand können wir, wenn die Sache gut läuft, uns selbst innerlich begleiten. Und hat man sich die Selbstbestimmung mal gründlich gegönnt, heißt: die wesentlichen Bedingungen dafür erfüllt, dann gibt es kein Bedauern. Kein Bedauern!

 

Collage von C.M.Brinker

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