bedenken

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Man kann ruhig dem Gedanken mal Raum geben, dass auch eine gewisse Freiheit darin liegt, auf der Ebene des Ungefähren zu wissen, dass das Sterben angesagt ist, wann auch immer es tatsächlich eintritt, beziehungsweise der Tod  der vertrauten Form des Lebens ein Ende setzt. Wir gehen doch alle ständig darauf zu, aber man kann ja die Lebensqualitäten gar nicht erforschen, wenn man ständig auf den schwarzen Tunnel starrt, an dessen Ende hier als Licht das ganz und gar Ungewisse blinkt, zuweilen (von sich selbst) Befreiungsverlockung genannt. In der Welt nehmen sich jährlich (nach Schätzungen der WHO) 700 000 Menschen das Leben, die man leider nicht mehr befragen kann, was zu ihrem Entschluss geführt hat. Man bräuchte sehr viel Kraft für die Erzählungen. Ob wohl auch welche dabei waren, die gefeiert haben, dass sie bald erlöst sind von dieser anstrengenden Übung, die Prüfungen des Lebendigseins einigermaßen zu bestehen. Oder das Prädikat „ausgezeichnet“ hat gereicht, um voll zu sein, sodass der Absprung als Meisterprüfung gesehen werden kann. Aber von wem. Zuweilen sehe ich ein großes Tor vor mir, also vor dem geistigen Auge, da führt ein Trampelpfad hin, den man sich selbst ausdenken kann wie so ziemlich alles andere. Man nimmt also das vor einem Liegende als ein Maß und macht sich mit der angemessenen Wachsamkeit auf den Weg. Was trägt man, was fühlt man, wer ist man. Wo sind noch Feuer, Wasser, Luft und Licht und Erde die Träger:innen meiner Existenz. Wo und wann entlasse ich die Gehilf:innen aus meinem Dienstfeld, wann trink ich Champagner und proste den Göttern zu!? Der erhellte Blick folgt all den Widerständen, die sich langsam aber sicher aus dem Staub machen. Das kann man, wenn man möchte, als einen Beitrag sehen an das Weltgefüge. Oder auch nicht. (Bedenke den Preis).

 

*Aubergine


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