Tierische Freude


Guruji
Gerne möchte ich noch einmal meine Liebe für die Tiere ausdrücken, wohl wissend, wie wortlos ich oft geworden bin und werde in ihrer Gegenwart angesichts des unermesslichen Reichtums, den sie, so nichtsahnend von unserer (oder meiner) Bewunderung ausstrahlen, voll beschäftigt in ihrer eigenen Welt. Oft genug natürlich auch abhängig von uns, denn nicht immer gibt’s Nahrung, und der Dschungel, den ich noch kannte, ist längst abgeholzt, und alle sind froh, wenn im See wieder genügend Wasser ist, denn er war schon mal völlig ausgetrocknet (und alle Fische und Schildkröten starben) und  wird nun teilweise vom Monsoon und von Wasserleitungen gespeist. Aber wo fange ich an? Bei den Tieren, die ich noch erleben durfte, und die es gar nicht mehr gibt, weil Nahrungsknappheit und Lärm sie verjagt haben? Der paradiesische Nilkantmahadev Vogel, oder die Fledermäuse mit den Menschengesichtern, alle immer nah genug, sodass man auf sie achten musste und ihren Raum respektieren. Oder Ali Baba, das Kamel, das mich und die beiden Jungs (exzellente Kamaelnavigierer), 10 Tage lang durch die Wüste trug und ich merkte, dass man nichts von ihnen begreifen kann, wenn man nicht mit ihnen lebt und sich erfreut an ihrer Eigenart. Einmal wurde ich von einer Hündin gebissen, die gerade Junge hatte, weil ich zum ersten Mal da entlang ging. Ein anderes Mal wurde ich von fünf braunen und gefürchteten Affen angegriffen, und konnte mich, ein göttlicher Scherz, in einen Tempel retten, während die Bisswunde am Bein heftig blutete. Stimmt!, Rahul, der Pandit, der mich gerade besuchte, hat mich damals ins Krankenhaus gebracht, und zack! war ich dran mit der Spritze und wieder draußen. Bei beiden Unfällen war ich nicht aufmerksam genug. Es ist in jeder Hinsicht förderlich, aufmerksam zu sein mit den Tieren. Hindus sehen sich gerne als oberfriedlich, aber ich habe auch schlimme Sachen erlebt. Die Kühe haben es ja verhältnismäßig gut, weil sie als heilig gelten, und man sieht schon mal einen obsessiven Brahmanen seine Hand unter das urinierende Tier halten und es trinken, von mir aus. Aber als die Kühe von der Maul-und Klauenseuche  erfasst wurden und ihre eitrigen Klauen im Seewasser kühlten, da sprach ich schon genug Hindi, um über die extreme Teilnahmslosigkeit der Einheimischen zu klagen.Vor allem empörte es mich, dass sie unten am Wasserrand ihr heiliges Zeug laberten, während die Tiere Hilfe brauchten. Es ist eine meiner wenigen Lebensanekdoten, in denen ich behaupten kann, Männer in die Gänge gebracht zu haben, denn die Kühe mussten aufgeladen werden und zum Tierarzt gebracht, was sie (die Männer) zu Helden morphen ließ. Das Kastensystem macht auch vor Tieren nicht halt. Die braunen Affen werden abgelehnt und gefürchtet, während die bildschönen Lemuren als Götter verehrt werden (wegen Hanumann, dem Affengott). Dabei habe ich die Braunen schon einmal an einem anderen Ort gesehen, wo man tausende von ihnen per Hand füttert, und ringsum haben sich Bananenverkäufer angesiedelt, die den Heranfahrenden (wie ich von meinem Taxifahrer). ihre Wahre verkauften, und alle hatten davon einen guten Vorteil. Die Lemuren sitzen täglich auf meiner Terrasse. Sie bleiben auf ihrer Seite, ich auf meiner. Sukho, der wilde Kater, den ich zur Zeit füttere, muss schauen, dass er gut durchkommt durch die Affenbande hin zu seinem Frühstück, dann rein in die Tür zum Schutz, wo er eine Weile unbehelligt schlafen kann (solange ich da bin). Katzen sind nicht beliebt bei Indern, noch habe ich keine Hauskatze erlebt, und oft sind sie sehr hungrig. Die Hunde haben es geschafft, in Häusern zu leben, aber nun sind sie nicht mehr frei. Denn ist das nicht das Beste: dass auch die Tiere frei leben können unter uns? Ach, meine Liebe für die Tiere, die hier nicht geboren, aber sehr gereift ist: 500 Zeichen können euch nicht gerecht werden, und wie viele von euch habe ich noch gar nicht genannt. Vielleicht muss ich morgen nochmal ausholen.

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