Havilah Bojana


Info
Völlig überraschend, oder vielleicht weil ich vorhabe, heute Nachmittag in die Wüste zu fahren, fielen mir auf einmal zwei Worte ein, die ich in meiner Jugend irgendwo hergeklaubt hatte und zusammenfügte und einer erfundenen Straße diesen Namen gab. Diese Straße sollte nicht aufhören, sondern die Wanderung selbst sein, mit der ich entlanggehen würde, mit immer neuen Menschen und Abenteuern verbunden. Sofort spürte ich eine tiefe Vertrautheit mit diesem Weg und diesen Worten, denn ich konnte sehen, dass ich tatsächlich entlang gegangen war auf dieser Straße, und immer noch breitet sie sich aus und birgt den Nu und die Jahrtausende mühelos in sich. Da ich mich nicht erinnern konnte, wo ich die Worte herhatte, schaute ich nach. Havilah (Hawila), las ich, wird als Nachbarland des Gartens Eden genannt. Allein das: ein Nachbarland des Gartens Eden! Einen Reichtum an Gold soll es dort gegeben haben. Die Lage des biblischen Havilah sei jedoch umstritten. Doch da ergriff mich die (kindliche) Begeisterung, nämlich, dass ein gewisser Flavius Josephus Havilah mit der Gangesebene gleichsetzte. Auch Beda Venerabilis lokalisierte Havilah in Indien, was mir als Info für meine Dosis von Freude genügte. Dass es überhaupt aufgetaucht war in meiner damaligen Welt, als ich Indien noch gar nicht kannte, obwohl unter den Büchern meines Vaters einiges zu finden war (das meiste von Paul Brunton), was sich mit Reisen in das Wunderland Indien beschäftigte, und mit den Heiligen, die damals dort herumsaßen. Bojana konnte ich als weiblichen Namen finden, auch okay. Und so kann ich schwungvoll diese beiden Worte in meinen lebendigen Augenblick holen, und habe auf einmal zwei Worte für mein ganzes Leben gefunden, sozusagen den Buchtitel von meinem Skript. Und ich bin immer noch sie, die entlanggeht auf dieser Straße, die gleichzeitig Wüste ist und Nachbarschaft des Paradiesischen.

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