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Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor
gesehen hat
In der indischen Times hängt oben an einer Seite ein Spruch von Marc Aurel,: „The memory of everything is very soon overwhelmed in time“,  also dass die Erinnerung an alles sehr schnell von der Zeit überrannt wird. Das ist ja von einem selbst überprüfbar, zum Beispiel in der Trauer und dem Abschied von einem geliebten Menschen, wo man dann irgendwann nicht nur das geistige Trauergewand ablegen muss, sondern muss die nicht mehr lebendig Vorhandenen lassen und vor allem sich selbst wieder da sein lassen, wo das Leben sich abspielt und abspult. Nun habe ich aber gerade die Tore der Erinnerung weit geöffnet, auch weil mir von dort keine Gefahr droht, verschlungen zu werden wie von einem Wurmloch, nein, Freude macht es, nochmal zurückzublicken und zuweilen zu rätseln, wer ich wohl war, und gleichzeitig tief innen zu spüren, dass ich durchaus die selbe, wieder erkennbare Substanz bin, mit der ich mich im Lebendigen zuhause gefühlt habe. In einem Damals in New York keimte in mir der Gedanke, eine Schule in Indien zu besuchen (Shanti Niketan), gegründet von Rabindranath Tagore und  angeregt durch den Brief eines Freundes, der meinte, ich solle bald kommen, bevor Indien von allen möglichen Suchenden  überflutet werden würde. Ich kam auch über Land. Langsam und leicht gleitet mein Blick über das Haar von Mohammed im Topkapi, über die atemberaubenden Buddha-Statuen von Bamiyan und die Grabstätten großer Sufi- Poeten, wo man Gelegenheit hatte, sich unbemerkt zu verneigen. Oder im Tempel von Amritzar in einer politisch hoch angespannten Situation sich drinnen im Innern so gut aufgehoben zu fühlen, vor allem von einem blinden Sänger, der es einem leicht machte, an den Zugang zum Tod zu denken. Das alles wohnt dann in einem, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was oder wen oder die man wirklich geliebt hat, dass dieses intensive Erleben von der Zeit verschlungen werden sollte. Vielleicht versinkt es eine Weile in den Korridoren oder Lagerräumen des Geistes, wo gewisse Ordnungen unerlässlich sind, damit der Staub die feinen Spuren im Sichtbaren lässt. Denn es sind ja die Spuren, die sich dann melden, wenn es Zeit ist für weitere Durcharbeitung des eigenen Wesens, das immerhin Zeuge und Zeugin des gelebten Filmes ist oder sein kann. Und gewiss ist es angenehm, wenn die Schockzustände über das Treiben, das man sich gegönnt  hat, zu einem gewissen Grad reflektiert wurden, sodass man auf begehbare Tore trifft anstatt auf Betonwände. Wird also die Erinnering an alles sehr bald von der Zeit überwältigt. Nein, würde ich sagen, obwohl der Wind ruhig einen Teil mitnehmen kann. Aber es kommt doch darauf an, wie man umgegangen ist mit den Erinnerungen, und wie man sie wiedergefunden hat, nachdem man nach ihnen Ausschau hielt.

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