durchqueren

Wenn man in Delhi ankommt und Freunde hat in Gurgaon, kommt man höchst selten mit dem Staub des Bodens in Berührung, denn man fährt hoch, hier bei Aniel und Parul (und Mowgli) waren es 19 Etagen, dann weiß man ziemlich schnell, was man auch unter „Himmel“ verstehen kann: weg von den Eltern oder den Schwiegereltern, oder was einen sonst noch zu lenken oder zu zwingen sucht. Oder der Sohn ist der Grund dafür, nämlich dass er in die beste Schule kommen muss, wo halt erfolgreiche Männer durchgegangen sind und ihre Fußstapfen hinterlassen haben. Da wird nun Mowgli (Hausname) jeden Morgen hingebracht und wieder abgeholt, unten durch die Sicherheitszonen und Identifizierungsvorgänge durch. In Indien sitzen sehr, sehr viele Menschen auf Stühlen herum und lassen Reichere raus und rein, und wen interessiert es schon in so einem gigantischen Land, was einer durchmacht, wenn das Leben so vorbeirinnt, bis man begreifen muss, dass es das ist, eben diese Arbeit, die Frau und Kinder ernährt, aber nicht wirklich. Aber auch die Reichen, die ringsherum in Gurgaon für die Behausung ihres Himmelreichs eine halbe Million Dollar hinlegen, also über die nächsten Jahre sehr viel abzahlen müssen, ist es nicht leicht. Klar, es gibt in all dem Eingezäunten viel Unterhaltung und Abwechslung von einer Bar und einem Restaurant und Swimming Pool und anderem Sport natürlich, denn die Hochhausschöpfer dieser Kategorie wollen den Käufern einbläuen, dass hier nichts fehlt, alles da ist, was ein Mensch so braucht, nur: was braucht ein Mensch, um das eigene Leben lebendig zu erfahren. Parul erzählt, dass es eine Menge Depressionen gibt, viel kaltgestellte Einsamkeit, die man spüren kann, wenn man aus den gut verdichteten Fenstern starrt und ein wenig vor sich hingrübelt. Mal schauen, wie lange ein freier Geist wie Aniel das aushält. Außerdem sind sie oft in Rishikesh oder in Rajasthan, wo ich lebe und sie auch getroffen habe, wir haben hier gemeinsame Freunde. Man überquert dann mühelos ein paar Zeitalter und landet da, wo man sich selbst Sokrates noch lächelnd herumwandernd vorstellen kann. Es würde auch hier keinen sonderlich verwundern, wenn er stundenlang an einem Fleck tief in Gedanken ( vichar) wie verwurzelt stehenbleiben würde, und es gibt genügend Interessierte, die gerne von seiner Weisheit profitieren könnten, da die Richtung im dunklen Zeitalter schwer zu erkennen ist. Ein Sadhu (sowas wie ein Mönch) hat mir mal vermittelt, dass die vier Zeitalter immer alle gleichzeitig existieren, und dass man daher wählen kann, in welchem man sich aufhalten möchte. Aber das muss man ja mal gehört haben, bevor man eigene Gedanken darüber entwickeln kann.

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