verpassen

Nachdem weitere 19 Kinder an einer Schule in Texas ihr Leben lassen mussten, weil der junge Mann so einfachen Zugang zu Waffen hatte,wirft die unfassbare Tat viele Fragen auf, die vor allem Amerika und sein Umgang mit Waffen betreffen.  Aber wer kennt nicht die dazugehörige Frage, ob das tatsächlich von Familienangehörigen nicht wahrgenommen werden kann, dass ein Kind sich dermaßen extrem entwickelt, dass es zum Morden bereit ist. Vielleicht sitzen ja auch bei uns eine Menge hochfrustrierter Jünglinge herum, die bereit wären, von Games-Reality auf Life Performance umzuschalten, wo sie für einen kurzen, gruseligen Moment zum Helden ihrer inszenierten Show werden. „Jetzt ist es Zeit zu sterben“, soll der 18-Jährige zu den Kindern gesagt haben, bevor seine Waffe in Sekundenschnelle ihre Körper zerfetzten. Die Großmutter, die noch nicht ausgesagt hat, muss doch gewusst haben, dass der Junge sich zum Geburtstag zwei Maschinengewehre gekauft hat. Was dachte sie wohl, was er damit vorhatte. Man weiß es nicht, aber die Frage bleibt dennoch im Raum. Jeder kennt das Staunen, wenn etwas aus einem Ei (Eye- I ) herauskommt, womit man nicht gerechnet hat. Es gibt Weckrufe und Warnbotschaften, wenn einem Menschen die Kontrolle über sich entgleitet, und der Kontrollverkust entweder nach außen oder nach innen ausagiert wird. Meist gibt es vor dem Ausbruch einen längeren Gang durch die Dunkelkammer. Wenn man sich nicht fürchtet, kann das tröstlich sein. Bekommt man genug Raum für das Unerträgliche, kann das Zurückgezogene und das Wortlose durchaus eine heilende Wirkung haben. Aber etwas muss doch als das Vorhergeschehene betrachtet werden, das Angetane, entweder sich selbst gegenüber, oder etwas schwer Tragbares wurde über längere Zeit zugemutet, sodass es zu wilden, inneren Bewegungen führt, die irgendwann eine Resonanz erzeugen, die wiederum in die Dunkelkammern führt. Wie total unbeachtet muss ein Menschenwesen gewesen sein, bevor es nicht mehr anders kann, als sich Wirkung zu verschaffen. Und wer ist dafür verantwortlich, ein Lebewesen so aufmerksam wahrzunehmen, dass es sich als lebendigen Beitrag erleben kann. Durch die enormen Weltkrisen werden wir geschult, den Blick genauer zu fokussieren. Auf körperliche und geistige Verdauungsprozesse zu achten, denn ich bin nicht nur was ich esse, sondern auch was ich an geistiger Nahrung zu mir nehme, sorry, wenn das etwas zum Gähnen reizt. Man weiß eben so viel, und je mehr von diesem flüchtigen Wissen wir ansammeln, desto schwieriger wird der Umgang damit. Und wenn wir meinen zu wissen, mit wem wir leben, dann wäre das ein Anlass, genauer hinzuschauen, denn nicht nur können wir uns selbst verpassen, aber wir können auch die Anderen verpassen.

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