sorgen

Dunkel ist der Krieg. Niedrigste Ebene der Mystik. Mystisch aber bleibt es. Alle versuchen etwas zu verstehen, niemand kann es verstehen. Es entzieht sich auch der Erfahrung, obwohl man sich einer Erfahrung damit nicht entziehen kann. Immer mal wieder fragt jemand, warum es gerade dieser Krieg ist, der durch unsere Leben wandert, aber es ist ja immer e i n bestimmtes Ereignis, das auf einmal mehr Resonanzen bekommt als andere Ereignisse. Vielleicht schlägt ein unhörbarer Gong, vielleicht ist eine Grenze erreicht, die man entweder nicht mehr überschreiten möchte, oder die man endlich errichtet, um sich zu schützen vor dem, was einen angreift. Menschen können einem leicht unheimlich werden. Man muss vermutlich so früh wie möglich an einer grundsätzlichen Einstellung zu den Mitlebenden arbeiten, also tatsächlich eineì Einstellung erarbeiten, denn sie kommt nicht von selbst. Oder vielmehr formt sie sich trotz allem, und dann kommt es darauf an, wie weit man vorgedrungen ist mit den eigenen Gedanken in die Welt und ihre Konstrukte, und ob man sich den Zugang zur Liebe erhalten konnte. Denn kommt es nicht87 vor allem darauf an, mit welchen Kräften ich weiterhin d a s tragen und ertragen kann, was ich von und mit Menschen sehe und erlebe. Hannah Arendt meinte, es wäre einfacher miteinander, wenn wir uns als Fremde unter Fremden sehen würden, bräuchten dann aber vor allem „Vertrauen, ein grundsätzliches Vertrauen also in das Menschliche aller Menschen, und anders ginge es nicht.“ Und vielleicht ist es Zelensky deswegen so gut gelungen, Hilfe zu aktivieren, auch wenn sie nicht immer nach seiner Vorstellung läuft, aber das Vertrauen in ihn, das Menschenmögliche zu tun, das hat er weiterhin, während Putin es für immer verspielt hat. Und es ist zermürbend zu wissen, dass das Kriegs-Spiel nicht gut ausgehen kann, auch wenn einem eine bestimmte Version lieber ist als eine andere. Da sterben sehr viele Menschen vor ihrer Zeit, aber auch dieser Satz stimmt nicht, denn offensichtlich war es ihre Zeit zu sterben, so, wie der Amokläufer in Texas den Kindern erklärte, dass nun ihre Zeit sei, zu sterben, bevor er sie erschoss. Denn das ist, wenn das Spiel zu weit gegangen ist und es kein Zurück mehr gibt. Überall sterben täglich eine Menge Menschen, aber im Krieg lernt man vermutlich am schnellsten, wie nahe dieser Tod ständig ist. Er beendet die ganze Erfahrung, die man auf dieser Erde haben kann. Als ich einmal in Indien bei der Einäscherung einer Frau war, die mir sehr nahe stand, kam ein Mann auf mich zu und meinte, der Tod sei das einzig Reale. Er ist absolut unumkehrbar und hat daher eine immense Wirkung. Man sorgt sich um die Überlebenden, die diese Wirklichkeit trifft.

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