orten


Niemand
Klar konnte niemand ahnen, wie brutal dieser Krieg werden wird, den man in Russland als einen ordnungsgemäßen Rundgang verkaufen wollte. Und es gibt so lange ein Zurück, bis es keines mehr gibt. Was heißt ein Zurück? Der Körper kann nicht zurück, aber der Geist kann es. Kommt nur darauf an, was er da macht, wo es ihn hinzieht. Und wer oder was den Geist zwingt, das zu tun, was er dann quasi als Befehl ausführt. Der Geist ist beweglich, bis er in Verstrickungen gerät, oder eine Art unsichtbare Substanz bildet sich um uns herum und wird auch von uns eine Blase genannt, die wir auch noch selbst gefertigt haben, und nun schaut es von innen so aus, als sei es außerhalb auch so, ist es aber nicht. Die Putin-Blase, die Zelensky-Blase, die eigene Blase. Vielleicht dient sie auch als ein Schutzraum, aus dem man treten kann, wenn man möchte, und sich wiederum zurückziehen, wenn man nicht möchte, zum Beispiel sich dauernd mit einem Krieg beschäftigen. Ich war froh darüber, dass wir hier in Deutschland die Hölle hinter uns haben. Überlebt man die Hölle, kann es nur besser werden, denkt man, und es ist auch besser geworden. Jahrelang haben Geister versucht, sich das vorzustellen, was ihre nächsten Verwandten angestellt haben. Dann hat man das Ende der Vorstellungskraft gefunden. Nichts reicht aus, um es zu beschreiben, weil die, die durch die Hölle gehen, ganz andere Sorgen haben. Das Licht wird geraubt und die Lebensfreude, und Körper bewegen sich wie Gespenster. Wann und wodurch wird ein Mensch zum Gespenst, und kann diese Krankheit geheilt werden. Wenn wir krank sind, sehen wir gerne die Anderen als gesund an, so als wäre man nur selbst im Fiasko gelandet, und so ist es ja auch und braucht Aufmerksamkeit. Aber es stimmt auch, dass Gesundheit und Krankheit immer wieder neu definiert werden müssen. Und keinem wird es gelingen, Putin (oder Trump etc.) zum Psychopathen zu stempeln, wenn über die Hälfte des Volkes einen begnadeten Retter in ihm sieht. So spielt vieles zusammen, und läuft eine Blutspur einmal auf Hochtouren, dann läuft auch die Tragödie auf Hochtouren. Das nennt man auch Schicksal an seiner wundesten Stelle: man kann nicht mehr ausweichen, die Fakten sprechen für sich. Nicht mehr die Vernunft, sondern die Bilder reden. Mir kommt es so vor, als müsste ich mich ständig entscheiden, wo sich mein Geist aufhalten soll oder will oder kann? Wo ist er gut aufgehoben, und wo ist der Ort, von dem aus er agieren oder sich gegen Agieren entscheiden kann? Damit er trotz allen möglichen Berührungen, die zu seinem Wohlbefinden gehören, sich nicht fangen lässt von dem, was nicht zu ihm gehört. Oder zu ihr, for that matter.

 


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