Maskenfreiheit


Maskenfreiheit
Wie weggefegt von orkanartigen Böen scheint Omikron und seine als mild betrachteten Nebenwirkungen zu sein, und es ist durchaus angenehm, dass man vielerorts selbst wählen kann, ob man eine Maske trägt oder nicht. So kann sich jede/r etwas spielerischer damit befassen, bewegt man sich nicht gerade innerhalb vorgegebener Zwangsformen. Und wirklich, ich habe mich auch an die Maske etwas gewöhnt und ziehe sie für einen kurzen Gang z.B. im Aldi gerne an, und habe auch noch keine missbilligenden Blicke gesehen, so, als würde man sich als uncool outen, wenn man mit dem Ding noch rumläuft. Aber die Maskenträger*innen sind nicht als Gruppe definierbar, ebenso wenig wie die Nichtmaskenträger*innen. Maskieren hat was, denn man kann damit einerseits etwas verbergen, und andrerseits etwas damit ausdrücken. Nur der Zwang stört. Ansonsten läuft die Normalitäts-Maskerade auf Hochtouren. Jede/r hat ein paar vorgeformte Gesichter bereit, die er oder sie bei Bedarf anwenden kann. Und es stimmt, dass man beim Reisen in fremden Kulturen in den Genuss kommt, mit neuen und anderen Blicken gesehen zu werden, also anders, als es im persönlichen Umfeld möglich ist. Allerdings können wir nur immer die sein, die wir im lebendigen Moment sind. Immer sitzt da mit uns das Resultat dessen, was wir aus uns gemacht haben, und wer davon wir jeweils sind. Es gibt tatsächlich Menschen, die keine Masken tragen, aber sie sind eher selten. Vielleicht haben sie die Fähigkeit, ihr Schicksal ganz und gar anzunehmen und es zu ergründen, was ja bei allem Angebot der Hilfestellungen immer nur e in e/ r ergründen kann, also wo alles anfing und wodurch es weiterging, und die Zusammenhänge der Abflüge und der Landungen. Und dass es einerseits als Spiel verstanden werden kann, möglichst noch mit unterhaltsamen Göttern voran, und andrerseits so tödlich ernst ist. Und dass, wenn das Schicksal eintritt in die Zeit, es  verständlich wird, dass Sprache den Atem anhält. Dann ist es gut zu wissen, wo und wie es weitergeht. Ich selbst habe schon sehr früh die Make-up Maske gewählt, weil ich das Leben u.a. als eine Daseinsform betrachte, in der der Mensch bewusst oder unbewusst eine Rolle spielt. So scheint es mir verständlich, dass ich mit dem, was ich aus mir gemacht habe, in die Öffentlichkeit trete. Ich muss nicht unbedingt kundtun, wer ich (meiner Wahrnehmung nach) bin, aber  ich kann dafür Bereitschaft signalisieren. Jeder Mythos kann durch Nachfrage belichtet werden, und vielleicht gibt es gar keinen, außer dem uns ständig Umgebenden: das All, die Galaxien, das Wohnzimmer auf dem Planeten. An einem augetrockneten Opiumkapselstengel hängen nun die vielen Masken, die sich mit der Zeit angesammelt haben. Ich hatte mir damals geschworen, nie so eine FFP2 Maske zu tragen, die das menschliche Profil schweinchengleich verformt. Aber dann musste ich ja eine aufziehen, als auf einmal alle so streng wurden, und klar, man weiß nun, man kann sich an vieles gewöhnen, was nicht nur Nachteile hat. Und nun gar kein Druck mehr in diese Richtung. Der Krieg hat die Pandemie-Maskerade eingeholt.

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