A*

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Sagittarius A* 
Na endlich mal ein schönes neues Wort: „Heimatgalaxie“, in deren Zentrum eben das Schwarze Loch ist. „Schwarz“ immer groß geschrieben, obwohl man auf dem Bild nur die Umgebung des Loches sieht, da die Objekte, lese ich, von Natur aus unsichtbar sind, was zu weiteren Gedanken oder vertieftem Stirnrunzeln anregen kann. Alles scheint einem eine Weile lang so stabil, bis es zu wanken beginnt. Auch ein neues Zeichen lernt man, wenn man möchte, und zwar EHT, nämlich das Event Horizon Telescope, „einem Zusammenschluss von acht Radiosternwarten auf vier Kontinenten zu einer Art Superteleskop“. Man darf gerne immer mal wieder staunen, was auf der Erde so alles simultan läuft, bzw ich bin auf jeden Fall froh, interessante Bruchstücke übermittelt zu bekommen, die eine poetische Ader zum klingen bringen können. Mir gefällt das Bild auch, weil es aussieht wie ein Auge. Und für einen unterhaltsamen Nachruf würde sich das Ganze auch eignen: Sie lebte in einer Zeit, in der im Zentrum (oder im Herzen?) ihrer Heimatgalaxie das erste Bild des Schwarzen Loches entstand, das sich als Auge darbot. Und wie viele Lichtjahre war das nochmal von uns, den Erdlingen, entfernt? Es soll (wenn ich schon dabei bin) Aufschluss geben über unser Dasein, unseren Mythos, unsere Wurzeln  und was noch alles soll es tun, das massenverschlingende Ungeheuer. Es könnte happs! machen eines Tages und alles, was „wir“ war, verschlingen, und keiner könnte mehr ein Photo davon machen oder ein Schwarzes Loch in (m)einer Heimatgalaxie einfach aus dem Netz fischen, so, als käme es mir dadurch näher. Näher kommt es vermutlich nur, wenn ich entweder merke, dass es mich gar nichts angeht, weil ich z.B. anderes zu denken und zu tun habe, oder ich lasse mich kurz unterhalten von den Eingebungen, die bei mir durch es (das Wurmloch) auftauchen. Auf jeden Fall ist der Begriff „Lichtjahre“ bestens dazu geeignet, einmal die Fenster und Tore der immer latent sich formen wollenden Blase der Eigenarten so weit zu öffnen, wie es einem im Rahmen einigermaßen realer Wahrnehmung möglich ist. (Was ist real?, was ist Wahrnehmung?, und was verstehe ich darunter). Obwohl ich keinen Mentor vor mir auf einem Stuhl sitzend hatte (der infantile Gotteswunschtraum, das Göttliche eben bestrebt, mich geistig anzuregen und sich möglichst im Blickfeld meines ganz persönlichen Wesens aufzuhalten, also um mein geistiges Wohl besorgt sein würden könnte undsoweiter)…, so gab es doch trotzdem gerade auf dieser galaktischen Ebene, gekoppelt an die Übung, einen dem Fremden zugwandten Blick zu erlangen, gab es etwa Gene Roddenberry, der uns durch Galaxien führte, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Und wie die Crew in uns eine Sehnsucht nach dem Fremden entfachen konnte, und in der Kunst, damit umzugehen, ebenfalls als Fremdling im Dienst des Weltwohlwollens. Oder der Silver Surfer (ein Avenger), der mitten in der Galaxie grübelnd auf seinem Surfboard vorzufinden ist, sich die seltsamen Rätsel der Erdlinge ans tief empfindende Herz nehmend. Aber man kann auch Jorge Luis  Borges lesen und sich einlassen auf die präzise Architektur geistiger Ordnungssysteme, die einen süchtig machen könnte, wollte man nicht die eigene entwickeln. Und dann fiel mir wieder ein (und wie leicht kann man es vergessen), dass wir bereits auf einem Raumschiff durch die Heimatgalaxie reisen, das Ding steht ja nicht still. Was ist hier los mit der Crew, könnte man fragen. Und wenn ich auf dieser Fahrt auf einige Fragen (an mich) auch Antwort bekomme (von mir), wer sind die beiden im Gespräch?

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