Power-Point


Selbsterzeugtes Schmierzettelblatt mit Sehpotential
Auf jeden Fall stehen wir jetzt als Land (mit Volk drin) auf der rachsüchtigen Power-Point Liste Putins und müssen dementsprechend das Maß der Besorgnis persönlich regulieren. Aus Indien erhalte ich bereits besorgniserregte Anfragen darüber, wie es mir oder uns wohl geht in diesem Spannungsfeld. Am liebsten würde ich mir überhaupt keine Antworten mehr zumuten, denn ich befinde mich (mit mir) in einem neuen Lehrgang über das bewiesenermaßen ziemlich umfangreich dokumentierte Epos des menschlichen Aufenthaltes auf Erden an sich. Und es bleibt kein Zweifel, dass z.B. wirklich friedvolle Momente rar waren, was nicht unbedingt  auf die Natur des Menschen hindeuten muss, sondern mehr auf das, was er daraus gemacht hat und macht und was man ihn daraus machen lässt. Jede/r gerät mal irgendwo hinein, wo er sich nach einer Weile zu verlieren droht, aber hallo!, alles ist direkter Kontakt mit dem Unausweichlichen, und in letzter Konsequenz ist auch das scheinbar Unausweichliche nur ein Gegenüber, das es zu handeln gilt, oder zu meistern, wenn man so will. Und oft will man ja nicht. Wer will schon meistern. Oder wollen alle meistern, und dann, wenn die Erwartungshaltung dem zögernden Ich gegenüber auftritt, das Scheitern so weh tut, obwohl auch das nur eine nötige Erfahrung ist, die sich jede/r selbst zusammenbasteln kann. Eben bis dieses oder jenes Illusionsgebäude zusammenbrechen muss, damit man die Natur des Illusionären erkennt. In einer „Zeitausgabe“ zitiert Peter Sloterdijk die Terminologie eines Philosophen, der sagt, dass „Freiheit gewonnen wird durch Verringerung des Illusionsbedarfs“. So ein gelungener Satz kann einen doch glücklich machen, oder macht er vor allem mich glücklich, weil er gleichzeitig das komplexe und tiefgründige Prinzip der „Maya“ erhellt, also der grundsätzlich illusionären Beschaffenheit des durch Menschenhand und Menschengeist hervorgebrachten Weltgebildes als eines permanenten Schöpfungsvorganges, den manche gar als den Erwachungsprozess des Schöpfergehirns selbst sehen. Aber wie dem auch sei, so sollte man dennoch nicht in die Falle geraten zu denken, dass der Mensch nun einmal so sei, wie er zu sein scheint, also einerseits eine bedrohliche, vernichtende Macht, und ein andrerseits verdammt helles Köpfchen, die sich übrigens beide im Extrem nicht als meisterhafte Handhaber des Seins erwiesen haben. Indien ist ja berühmt für seine angeblich überall herumwandernden Heiligen, aber gelingt es einem, Zugang zu erhalten zu diesen Orten, wo solche Dinge praktiziert oder gelehrt werden, wird einem nicht nur ziemlich schnell klar, wie ähnlich sich doch bei allen Bewältigungskünsten vor allem die mittleren Schichten des Menschseins sich sind, und wie wahrlich mühsam der Weg zu sich selbst wirklich ist, lange genug annehmend, dass man das stetig sei, wer man gerade ist oder zu sein glaubt. Deshalb braucht es, hier noch einmal mit Dank an den von Sloterdijk genannten Odo Marquand für den zweiten Begriff, also die notwendige „Herabsetzung des Verkennungsaufwandes“. Ein Lied, das ich unterwegs häufiger im Radio gehört habe, heißt „show me something beautiful“, eine alberne und unzulässige Forderung an einen Menschen einerseits, andrerseits bekommt man ja, wenn man sich dafür öffnen kann, sehr viel Schönes gezeigt, ohne dass man es fordern oder geben muss.

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