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Undurchdringliches Jetzt
Der Anfang des Krieges hat ein präzises Datum. Alles, was dahinter lag, hat sich verdichtet und hat zu diesem Resultat geführt. Die nachträglichen Forschungen werden das alles mehr oder minder präzise bezeugen, bis dieses Allerlei in den Geschichtsbüchern landet, von wo aus es als Realität verstanden werden will. Es ist ja auch real, da draußen tobt’s weiter. Den Kommentar, der Krieg könne noch ein paar Jahre dauern, habe ich schon ein paar Mal gehört, möge es Spekulation sein und bleiben. Im Moment werden Waffen erwünscht, beziehungsweise verlangt. 3 Wünsche wolle er aussprechen, meinte (so ungefähr) Mr. Kuleba, der ukrainische Außenminister im Rahmen der Natoversammlung: Waffen, Waffen, Waffen! Das sind viele Waffen, die da durch den Raum transportiert werden. Und wer wüsste nicht, wenn eine Waffe hergestellt wird, dass es kein Spielzeug ist, auch wenn man das Töten an der Spielkonsole gelernt hat. Irgendwann kommen die Dinger in Action und ab Tag 1 des Krieges wird Töten legal, die Waffenhersteller immer reicher. Riesiges geistiges Schiften findet statt, und mit jeder Waffe fährt man näher an die gefährlichen mentalen Klippen des russischen ehemaligen Geheimdienstlers heran, deshalb schnell weg davon. Der Geist kann ja blitzschnell überall hingehen, kann Tore öffnen und Wüsten durchwandern, kann voll oder leer sein, kann dem inneren Raubtier mehr Gewicht verleihen als dem mühseligen Schritt eines Weltbürgers oder einer Weltbürgerin. In den technischen Kanälen toben auch Kriege, Meinungskriege, Verfälschungskriege, Verdummungskriege. Und es gibt Kämpfe, die den Einsatz durchaus wert sind, vor allem, wenn man weiß, worum es einem eigentlich geht, und ob und warum und wodurch ich mich an einem Kampf beteiligen möchte. Nachdem der Kriegseröffnungsknall geschehen ist, breitet sich das Geschehen ins Unermessliche aus. Etwas im Inneren zieht sich zurück, ich meine natürlich: in mir zieht sich etwas zurück, bewegt von einer Unlust des Meinens. Soll ich mich (z.B.) im Kreis von Bekannten wirklich dafür ins Zeug legen, dass die Toten auf der Straße von Bucha keine dramatische Inszenierung der Ukrainer war, wie von Russland behauptet, nur, weil ich zufällig auf einem amerikanischen Sender eine Frau gehört habe, die diesen Fall untersucht hat und zum Ergebnis gekommen ist, dass die vermeintlichen Bewegungen der Leichen  durch eine optische Täuschung im regenvertropften Seitenspiegel eines fahrenden Autos verursacht wurden. Na ja, bei aller Nähe zu direktem Tatort muss man zugeben, dass das Durchforsten von Komplexität in Friedenszeiten durchaus mit viel Freude verbunden ist, während man beim Durchgrübeln von Vernichtungorgien eher beginnt, im Reich des Orkus herumzurudern und sich vor Faszinationen eher schützt als sich ihnen zuzuwenden. Der Geist ist frei, ja, sagt sich leicht, aber offensichtlich muss auch er vom Wortlosen geschult werden. Die Stille zuweilen unbedingt übernehmen lassen.

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