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Ist es der Nachtschratt oder die Sehnsucht nach der Verführung der Beflügelung, oder schwingt sich hier ein erschöpftes Augenpaar durch das Virengewirr der Entzündungen, wir wissen es nicht. Was heißt hier: wir? Ich kann ja nicht erwarten, dass sich jemand außer mir darüber Gedanken macht, was und warum und zu welchem Zeitpunkt etwas in mir sich ausdrückt. Einerseits ist es konzeptlos, andrerseits bietet genau die Unweigerlichkeit des Ausdrucks die Möglichkeit, noch nicht Gewusstes (von sich) zu reflektieren. Wenn man im Luxus dieser Zeiträume lebt. Immer wieder habe ich mich selbst erkennen lassen müssen, dass kein einziger Blick auf die Welt das Daseiende erfassen kann, wie es wirklich ist, weswegen es nicht von ungefähr das Illusionäre genannt wird. Eine tiefere Schicht der Wirklichkeit kann durch das Ergründen der eigenen Wahrnehmung geschehen. Will ich das ernsthaft angehen, muss ich, oder vielmehr: ist es ratsam, den Arbeitspfad des Bäckers einzuschlagen und  Schritt für Schritt erst einmal zu studieren, auf wieviele verschiedene Arten Brötchen gebacken werden können, bevor ich mich der Schöpfung des eigenen Brötchens zuwende. Als ich (damals) lernte, die ersten Yoga-Brötchen zu backen, traute noch keine meiner Lehrerinnen (ich hatte vor allem Lehrerinnen, deswegen war ich dort) uns Geschöpfen aus dem Westen zu, die inneren Zustände sachgemäß analysieren und einordnen zu können. Sie erlebten diesen Mangel an Zutrauen erst durch uns, denn viele von uns waren widerspenstig und denkgeschult und sahen sich nicht als lediglich Mitmachende, während es mit den indischen Praktizierenden selten Probleme gab, denn sie waren das Folgen gewöhnt und vertrauten weiterhin darauf, dass der dunkle Korridor des Folgens letzendlich zu einem Lichtpunkt führen würde. Da erkannte ich eines schönen Tages zu aufgeweckter Morgenstunde, dass ich für die Weiterleitung dieses Brötchenbackens nicht mehr geeignet war. Die Achtung blieb erhalten, vor allem für die tausenden von stillen Stunden, die man in wunderbaren, architektonisch extra dafür hergerichteten Räumen verbringen konnte in einer tiefen und freien Verbindung mit den Anderen, die ansonsten schwer zu erleben ist. Denn es braucht das authentische Interesse an mir selbst. Nicht für das, was ich schon weiß, denn das führt allzu leicht in die Ich-Verhaftung, eine andere Form der Begrenzung, sondern das Wachhalten des Bewusstseins für das, was ich noch nicht aus mir zutage gefördert habe, das ist doch das lebendige Abenteuer, ist es nicht so? Ich weiß nicht, wann ich anfing, mich dem gewachsen zu fühlen. Es war auch zweifellos die einzige Kunst des Erwachsenseins, die mich ansprach. Hier konnte man reifen, indem man zu sich kam. Irgendwann muss das in Indien, im Land der Milliarden Augenpaare, die alles, was sie zu sehen glauben, aufmerksam sehen, jemandem aufgefallen sein, wie friedvoll das Beisichsein ist, und oft beim Sitzen schließt man ja dann genussvoll die Augen und kann sehr wohl verblüfft sein darüber, wie schnell die Welt verschwindet und nun die innere Welt in den Vordergrund rückt. Nun sitzt gerade dort oft die Angst, ja was hat sie denn dort zu suchen?

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