Staub des Vergessens

Sicherlich ist es für alle jeweils Lebenden immer gleichermaßen schwer zu erkennen, in welchem Akt des Weltendramas sie sich gerade befinden, da wir ja mittendrin stecken und uns die Übersicht fehlt, die dann durch große nachfolgende Werke durchdacht und durchschaut und reflektiert und kommentiert wird, sodass die Nachfolgenden ahnen und lernen können, wie das wohl war, als zum Beispiel der große Worthervorbringer im Alten Ägypten noch die Kunst der Materie-Manifestation über die präzise Aussprache der Begrifflichkeiten ausübte. Aber man weiß nicht, ob es ihn wirklich gab (ich habe das früher in meiner jugendlichen Ägypten-Phase bei Schwaller de Lubicz gelesen und fühlte mich dort sehr zu Hause). Ein tiefes schweigendes Geheimnis liegt bis heute über dem, was man wirklich gerne wüsste. Ich war mir sicher, dass ich mit meinen eigenen nackten  Füßen irgendwann über die Steinfliesen des „Temple of Man“ gehen würde, um eigene Erfahrungen zu machen. Aber die Chance, dort mal allein herumzuwandern, wurde immer geringer, und die Gefahr für die geistige und körperliche Unversehrtheit zuweilen bedrohlich. Aber mal sehen, kann ja noch alles kommen. Die Corona-Zeit bot und bietet natürlich besondere Chancen an, aber genau in den wenigen Kulturen, die ich noch gerne besuchen würde, möchte ich nicht maskiert sein. Zuweilen stockt einem der Atem, wenn man bedenkt, wie viel Großartiges einfach verschwunden ist. Auch etwas, was noch da ist, kann auf einmal verschwunden sein. Es verschwindet, wenn der Geist, der es belebt hat, nicht mehr existiert. Natürlich arbeitet die ganze automatische Weltorganisation daran zu erhalten, was erhaltbar ist, jeder in seinem eigenen Maß. Alles, was sich draußen und drinnen bewegt, sieht erstmal lebendig aus, wer will es leugnen. Doch was ist ‚lebendig‘? Hängt es (immer noch) vom Geist ab, der die Materie durchströmt, und welcher Geist setzt sich durch in einer Zeit. Überdrüssig verfolgen wir den Omikron-Zirkus, und gerne verzichte ich auf die Stimme von Herrn Lauterbach, der seine Bestimmung gefunden hat in der Wellenreiterei. Ein gefährlicher Bursche, der schon die fünfte Welle ausruft, und wer wird ihn aufhalten mit seinem Verkündigungssprachrohr. Man muss sich auch hüten können vor den Zeichen der Zeit, damit man nicht plötzlich denken könnte, der will sicherstellen, dass alle bestellten Impfdosen auf jeden Fall in den Mann und die Frau und das Kind kommen. Und dass wir Geboosterten auch bald wieder dran sind sowie die Genesenen. Eine ungesunde Welt! Lieber noch an ein Gerücht aus der uralten Zeit denken, diesmal aus Indien, wo mir mal berichtet wurde von einem brahmanisch gebildetetn Brahmanen, dass es außer den vier berühmten Veden noch eine fünfte gibt, die aber nicht in Schrift exisiert. Nein, sie ist Veda selbst und höchstpersönlich, das Wissen an sich also, das immer da ist und niemals verschwindet, nur zuweilen versinkt im Staub des Vergessens, bis es selbst sich wieder meldet und das Spiel wie durch einen Windhauch in seine inhärenten Ordnungen navigiert, was zur Folge hat, dass Spieler und Spielerinnen erwachen und keine Wahl mehr haben als ihren selbst erzeugten Platz einzunehmen. Das nackte Leben also sichtbar wird in seiner unerbittlichen Präzision. Nichts Neues, könnte man auch sagen. Oder doch?

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