aufbauen

„Ungewiss“ – ist das der zeitgemäße Schreckensbegriff, der den Schlaf rauben kann, oder ist es gar eine Zauberformel, so alt und ungetrübt in seiner Anwesenheit wie die Zeit und das Spiel selbst. Denn was war denn jemals gewiss. Kein Zweifel, schreckliche Dinge passieren und werfen immer und immer wieder Einzelne und ganze Völker in unvorstellbare Prüfungen, die keiner je ahnen konnte. Und nun kommt es darauf an, wie man das alles wahrnimmt, wie man sich überhaupt angewöhnt hat, die Vorgänge der Welt zu betrachten, bis man merkt, dass man selbst im Einsatz ist. Und vermutlich habe ich mich (u.a.) von allem religiösen Treiben so weit entfernt, weil ich sonst in nutzloses Grübeln komme, da man all diese Stories auf so vielseitige Weise sehen kann und dabei vergisst, dass die Geschehnisse des Damals und des Heute sich in vieler Hinsicht ähneln, und so bleiben vielleicht nur Worte, wenn „ein Kreuz“ getragen wird, aber es sagt dennoch etwas aus über die Last des Kreuzes, oder über die Gaffer, die bei Unfällen auf der Autobahn Smartphones zücken, weil sie dabei waren – nur wie, und als wer? Und Trump zum Bespiel ist es gelungen, ganz Amerika in eine finstere Ungewissheit zu werfen, weil man nun noch von sehr Wenigen einen Durchblick erwarten kann, so rigoros haben sich Lüge und Wahrheit durchdrungen. Ausgang und Eingang, immer im Ungewissen ruhend. Denn Eingang kann auch bedeuten, dass ich selbst gefragt bin, mich hinein zu bringen in den Ablauf der Dinge. Damit ich nicht klagen muss und auch eines Tages zu denen gehöre, die sagen (müssen), sie hätten es nicht gewusst. Das große Es, das günstigerweise ein lebendiges Ich zur Seite hat, oder gar seinen Platz einnehmen kann. Und obwohl das Ungewisse immer da ist, ist es der Angsterzeuger schlechthin. Sobald etwas passiert, womit man nicht gerechnet hat, kann man vor allem nachts beobachten, wie es einen beschäftigt. Das ist vermutlich auch der Reiz vieler Filme,  dass da Andere sterben als ich, oder morden, oder alles verlieren. Und gerne schaut man zu, wie sich das dann meist irgendwie regelt, und selten genug wird man überrascht. Denn oft sind nur Tuch und Turban oder Anzug und Krawatte anders, aber innen bewegen sich diese Prozesse, die sich alle mit dem Ungewissen und dem Umgang damit befassen. So gibt es zu allen Zeiten spezielle Berufe, in denen Menschen die verfügbaren Schürhagen der Angst in Bewegung setzen, um meist einfach durchschaubare Profite daraus zu ziehen. Denn wenn es gelingt, andere in die Panik des Ungewissen zu treiben, kann damit gerechnet werden, dass der Ruf nach starker Führung auftaucht. Und wenn man Pech hat, heißen sie dann Hitler oder Putin oder Trump. Daher ist es förderlich für einen selbst, das Ungewisse als etwas zu sehen und zu erfahren, in dem ich mich ständig bewege. Und genau diese Beweglichkeit des Ungewissen ist es, die souveräne Handlungsfähigkeit erst zulässt. Denn ist etwas geschehen, kann ich d a s nicht mehr ändern. Aber es kommt darauf an, wie ich damit umgehe, und wo und wodurch d i e Betroffenheiten in mir ausgelöst werden, die mich im Einklang mit der abenteuerlichen Freude an der Teilhabe des Lebendigen erinnern lassen, wie zart und verletzlich das Ganze aufgebaut ist.

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