ankommen

Der Titel eines Buches von Carolin Emcke lautet ‚Weil es sagbar ist‘. Es ist lesenswert und handelt von den schrecklichen Dingen, bei deren Erfahrung es Menschen erst einmal die Sprache verschlägt, es manchmal aber doch möglich wird, Aussage darüber zu machen (z.B. über Folter und Vergewaltigung). Mich hat das Wort ’sagbar‘ berührt und habe bedauert, dass es mir nicht selbst eingefallen ist, denn es bedeutet, dass es möglich ist, Worte zu finden für das, was uns unsäglich erscheint, und dass das Ungesagte uns in den eigenen Abgründen gefangen halten kann. Manchmal vergesse ich, dass ich auch einmal als extrem verschwiegen galt und erst in der Zeit in Indien, wo es kaum auffiel oder eher positiv, über die fremde Sprache (Hindi) in das gesprochene Reich der Worte zurückfand. Und obwohl ich in diesen Jahren im Orient so ziemlich jeden Tag (deutsch) geschrieben hatte, also gedacht und reflektiert, konnte ich mich bei meiner Rückkehr in Deutschland längere Zeit nicht verständlich machen. Vermutlich brauchte ich diese andere Kultur, um in ihrer gesprochenen Sprache heimisch zu werden, wo es dann, nach langjähriger Meditationspraxis, viel darum ging, wer wann und wie und warum in den Katastrophen der Kindheit s o  zurückgehalten wurde vom Schrecken, der sich verkrochen hatte und schwer aufzufinden war, war man doch schon das beflügelte Surfen im Äther gewohnt. Gut, also her mit der Eremitinnenlampe und durchs Geröll in die Tiefe vorgedrungen, wo die Türen der Kammern ohne Bereitschaft dastehen, sich von selbst zu öffnen, nein, sondern ich muss, auch wenn ich den Weg hunderte Male von Anderen beschrieben gelesen habe, dann doch alleine dort mich zurechtfinden mit dem, was ich zur Verfügung habe. Auch wie ich es sehe, kommt ganz und gar auf mein Schicksal an und wie ich es handhabe. Ich habe allerhöchste Wertschätzung für Orte, wo geschulte ExpertInnen die Kunst der Schicksalsbegleitung einsetzen und das Sagbare unterstützen und dass auf diesem Wege Heilung des Schreckens immerhin möglich ist, oder zumindest ein Umgang damit. So kann die HeldInnenreise sich zumindest weiterbewegen. Mit HeldIn ist hier gemeint, wer sich selbst und den Anderen keinen Schaden mehr zufügt oder wenigstens noch erschrickt, wenn es doch vorkommt. Heißt es nicht: ‚Auge sei wachsam‘, und d a s auch noch ohne Ferien oder Pause, denn auch nachts wandert das Auge auf dem Weg, den Freud den Königsweg genannt hat, weil die bewusste Kontrolle im Traum nicht anwendbar ist. Aber nicht umsonst drängt eine tiefe Kraft manchmal den Traveller, mit der Story auch mal zum Punkt zu kommen, denn es geht ja weiter. Wie es weitergeht? Nun ja, keine/r weiß es so genau, denn dann hat man zwar immerhin sein Ich vor Augen, steht aber genau damit sich selbst im Weg. Daher ist die Frage hier offen, was dann mit dem Ich geschieht, denn hier leuchtet schon das Ungewisse in seiner vollkommenen Unsagbarkeit. Und da es von dort an keinen Weg mehr zurück gibt in die Verstummung, passiert da noch was gänzlich Unerwartetes, was man erleben kann. Vielleicht hört man der Münze zu, wie sie im eigenen Automaten herunterpurzelt., also am vorgesehenen Ort ankommt.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.