rieseln

Das Wetter soll ja schon seit Menschengedenken ein viel diskutiertes Thema gewesen sein, und sicherlich zeigen sich auch da die oft überraschenden Extreme, wenn ich zum Beispiel in einem Video aus Delhi das selig planschende Kind von Parul in der Sommerhitze betrachte, während ich hier, jedenfalls in unserer Gegend, die Augen vom dicht rieselnden Schneegestöber kaum ablösen kann. War nicht gerade Winter, bei dem man an Schneeschippen kein einziges Mal denken musste, und nun d a s. Neue Tragödien melden sich auf dem Spielplan. Einerseits müssen die Vögel gefüttert werden, andrerseits zieht das so viele von ihnen an, dass sie leichtere Beute für Katzen werden. Der erkaltende Leichnam eines Dompfaffs auf der Hand, den man dem geliebten Raubtier entrissen hat, das denkt, es tut was richtig Gutes. Man denkt (auch) an Knospen und ihre Überlebenskraft. An die eigene denkt man auch. Das Praktizieren der Meisterschaft auf dem Gelände der dunklen und der hellen Gedanken. Das Training des Aufenthaltes im Ausgewogenen, wo weder Heldentum noch Scheitern die Hauptrollen spielen, sondern die bedingungslose Wachheit dem Nu gegenüber, der, obwohl er immer da ist, schwer zu erfassen bleibt als das Einzige, was zur Verfügung steht. Man weiß ja aus Erfahrung, wie schnell das geht, wenn plötzlich ein Unwohlsein oder ein Unbehagen auftritt, und wie oft man glaubt, sich nicht sogleich kümmern zu müssen, es aber weiterhin innerlich rumort und versucht, sich spürbar zu machen. Man hört ja zur Zeit öfters mal, dass die Grippe, die sonst als der große, winterliche Lebenswegraffer gilt, nahezu verschwunden ist, und ich selbst verbrachte kaum einen Winter in Indien ohne teilweise heftige Krankheits-Attacken. Auch gehöre zu der sich untereinander nicht kennenden Gruppierung derer, die ziemlich sicher sind, dass sie die Infektion schon hinter sich haben, aber gut, who knows. Der Mundschutz wird vermutlich ein Teil des Lebens werden, alles freiwillig natürlich, was auch beängstigende Ausmaße annehmen kann, wenn die Ausnahme wieder ins Normale transportiert und das Folgen einstmals aufgestellter Regulierungen der eigene Auftrag wird. Leise und unermüdlich rieselt also der Schnee, und hinweg mit euch!, düstere Gedankenbahnen, denn der Frühling muss ja kommen, er hat keine andere Wahl. Noch erscheint ja alles ausgewogen, wenn man bereit ist, die Begrenzungen der dualen Wahrnehmung zu verlassen. Zu diesem Thema fällt mir ein exzellenter Film ein, der zur Zeit in der Mediathek bei Arte zu finden ist und ‚Die Malerin und der Dieb‘ heißt. (The painter and the thief). Nicht für jedermann/frau geeignet. Aber warum auch.

 


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