vorbei

Vorbei das Osterfest, ach echt jetzt, schon das zweite Ostern im Lockdown. Meine Ohrmuscheln empfangen das als eine gute Nachricht, na ja, gut ist vielleicht übertrieben, vielleicht nur interessant im Kontext bestimmter Gedankengänge, die man ja durchweg hatte und weiterhin hat. So ist durch die Länge der Pandemie gewährleistet, dass diese eingeforderte Kreativität, mit den neuen Umständen umzugehen, auf jeden Fall eine Art Garantie bildet im Hinblick auf Veränderung, an deren Konstrukt so ziemlich alle willentlich oder unwillentlich beteiligt sind. Das macht allerdings einen großen Unterschied, denn wenn man noch Raum hat für freie Gestaltung, kann man sich durchaus daran erfreuen. Wenn man keine Angestellten hat, die man bezahlen muss, wenn Kinder keine geschäftlich, körperlich oder geistig betroffene Eltern haben, oder durch Covid (noch) niemanden betrauern mussten (oder auch d a m i t umgehen lernen), oder keine nörgelnden Familienangehörigen, oder wenn man nicht in Ländern lebt, wo man gerade wirklich ungern sein würde. Oder Zeit hat, sich langsam darauf einzustellen, dass man ein ganz bestimmtes Land, das man geliebt hat, vielleicht nicht wieder besuchen können wird usw. Und wenn man all das inmitten des Ungewissen sich entwickeln lassen und mit einem lebendigen Auge darauf schauen kann, wie es sich alchemisch in einem selbst verdichtet und man sich fragen muss (an einem bestimmten Punkt), welchen Teil der Legierung man herauskristallisiert haben möchte, ob man das Gold möchte oder die Asche, beides gleichermaßen attraktive Projekte, um die man als Mensch kaum herumkommt. Und in der Tat wissen wir doch, dass gerade Blockaden, die den Weg in die gewünschte Rückkehr in das als ‚das Normale‘ Deklarierte versperren, die tiefen Gewässer der Psyche in Bewegung bringen, denn alle wollen raus aus dem als Stau Empfundenen. Doch wie, wenn alle im Stau stehen. In der Zwischenzeit wissen wir ja, dass es sehr darauf ankommt, mit wem ich auf der Reise bin. Alles sich Verändernde kann auch bereichernd wirken, oder man erkennt mal an, wie sehr man abhängig ist von der Gesellschaft der Anderen, für die Mahlzeiten, für die Gespräche, für die vom Humor getragene Durchhaltekraft, von der Eindeutigkeit der Zusammenhänge, so komplex ihre Inhalte auch sein mögen. Die Dankbarkeit als solche kann mal in Fluss kommen, die Wertschätzung, die ungetrübte Sicht auf das menschlich Geleistete, unter dessen liebevollen Mühen man reifen konnte, und den eigenen Teil dazu geben, ohne an eigenen Vorteil denken zu müssen. Man weiß inzwischen auch, dass man sich selbst hüten muss, denn genau in dieser Aufmerksamkeit liegt die Freiheit, die zur Verfügung steht. Unvorstellbar viel Freiheit! Man stelle sich in die Mitte des Raumes und breite die Flügel aus. Jetzt ist es wachsam, das Adlerauge. Draußen fällt Schnee auf das grüne Gras. Dann wieder Sonne.

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