permanent

Man kann einfach neidlos zugeben, dass Humor, wenn es denn Humor ist, die Sachlagen ziemlich gut trifft. Manche lauschen gerne der Kundgebung, und andere möchten ihre Ruhe haben, beides kann man verstehen. Ich kann an einem Morgen mal freiwillig die Zahl der (Corona)-Toten ziemlich hoch finden, brauche aber nur zu warten, bis mich jemand auf die Diabetes-Toten hinweist, und sicherlich findet man haufenweise Beweise für dies und jenes und versucht dann einzuschätzen, ob und warum man sich aktiviert fühlt, über etwas nachzudenken, was um einen herum eigentlich gar nicht passiert. Man kann es natürlich auch als eine Raumerweiterung sehen, in der man durchaus berührt werden darf von den nackten Tatsachen. Zum Beispiel werden, u.a. mit Militärhilfe,  die Seniorenheime und Pflegeanstalten mit dem Impfstoff gestürmt, so als müssten gerade diese Geschöpfe, oft genug unter Medikamenteneinfluss dahindämmernd, vor sich selbst gerettet werden, aber meist doch eher vor den Rettern gerettet werden sollten. Gerne wüsste ich, ob sie überhaupt gefragt werden, ob sie das wollen, nur, weil man sie als die Gefährdeten deklariert hat. Und ja, einsam sterben ist nicht schön für diejenigen, die das auf keinen Fall gewollt hätten, wäre es anders gekommen. Bis zur letzten Stunde gilt die simple Weisheit des  also des Sprüchleins, dass es anders kommt, als man denkt. Und wenn es genauso kommt, wie man gedacht hat, ist das auch nicht unbedingt die frohe Botschaft des Lebendigen. Das wird vermutlich ziemlich geballt dieses Jahr im atmosphärisch geladenen Weltzustand. Überall in den politischen Lagern ächzt und bebt es, und der geballte Schrei nach verfügbaren Immunitäten auf allerlei Ebenen kann nicht überhört werden. Wer bin ich, wenn ich niemand mehr bin. Oder immun werden muss gegen den, der ich wirklich bin. Manchmal geht es zu weit über den Rand des Spieles hinaus, da stürzt der eine in den Abgrund, und der andere steigt auf. Auf jeden Fall braucht man Übung darin, die delikate Balance zwischen Ich-Verhaftung und Individualität gut auszutarieren, und d a s permanent, ohne Pause, und natürlich auch in den Ferien. In einem Lockdown ist das auch sehr günstig. Ja, kapiere, Papa Staat zwängt mir was auf, was ich nicht selbst geplant habe, Mist, aber das ist ja nicht alles, was geschehen kann, wenn man Spielräume geschenkt bekommt, die man kreativ ausschmücken kann. Beim Weihnachtsbaum hat’s bei mir jetzt nicht so gut geklappt, zu fremd war mir dann zwischendurch doch das Nadelgestrüpp, aber gut, er verändert automatisch den Blickwinkel undsoweiter. Alle tun, was ihnen einfällt, das ist ja nicht an den Baum gebunden. Eine Empfehlung, die ich gerne geben kann für etwas düsterere Momente: Man gibt ‚Mr.Bean Krippenspiel‘ ein, und wenn man bemerkt, dass man darüber nicht lachen kann, dann hilft nur noch direkte Begegnung mit dem Lebens-und Liebenswerten, das man selbst aus sich herauszulösen sucht. So ein Fest, das eh schon immer viele emotionale Quadrate gebiert, ähnelt dieses Jahr tatsächlich der Quadratur des Kreises. Es ist den WeltbewohnerInnen gelungen, das ganz und gar Unvorstellbare als das Normale zu integrieren. Wenn das kein Quantensprung ist. Schwierig wird’s nur, wenn man das Vergangene wieder haben will, das ist bei so einer Kollektivakrobatik leider nicht drin. Und langweilig kann man das Spiel nun wirklich nicht nennen. Der letzte Akt ist zwar gelaufen, alle SpielerInnen sind zuhause. Aber genau d a kommt d a s, was noch keiner beschrieben hat, weil es gar nicht geht, denn es ist d a s, was ist, das kommt dann in Erscheinung. War das auch schon immer da, kann man sich da fragen etcetera. Ich wünsche gute Stunden aus der Wundertüte.

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