Hilda Bergmann

Hilda Bergmann

 

 

DIE NACHT

Den Gürtel des Orion um die Hüften,
des Siebengestirns Agraffe im Gewand,
schenk‘ ich der Welt den Glanz der Sternentriften,
der, einem grellen Tage unbekannt,
geheimnisvoll das Dunkel überspannt.

Weit komm‘ ich her; erst wenn der Sonne Schleppe,
der Abendröte Rosenflor, verblasst,
steig‘ ich die Stufen meiner grauen Treppe,
der Dämmerung, hernieder ohne Hast
und löse der Geschöpfe Tageslast.

Die im Geschirre unter Peitschen keuchten,
die Ketten trugen, die ein Joch gedrückt,
sie ruhn, sie lächeln; ihre Stirnen leuchten;
das Bündel Mensch, tief in den Staub gebückt,
wird an den Tisch der Seligen entrückt.

Wohin ich komme, geht der Atem milder,
auf schwere Lider fällt des Schlummers Flaum.
Aus meinen offnen Händen schwirren Bilder
gleich losgelassnen Vögeln in den Raum
und, was der Tag verweigert, schenkt der Traum.


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