Kräfte

Wenn man den inneren Kräften einen Ausdruck verleihen möchte, kann man auf Überraschungen stoßen, denn wenn die Idee das Ganze nicht leitet, kann man zum Beispiel verstehen, warum Menschen auf Gottheiten kamen, sei es für Wind, Feuer oder Wasser, denn es können Kräfte sein, die über einen hinausgehen, oder einen überwältigen oder überfordern, oder über Ahnungslose herbrausen, oder um Hilfe gerufen wurden, weil man sie für nicht menschlich hielt. Jetzt ist dieser kleine, unsichtbare Virus-Wicht aus Wuhan in der Tat sehr powerful, man hätte solche Kräfte eher mit Mars oder Saturn verbunden als mit so etwas Mickrigem, das die Welt in Atem hält. Die Beifallszahlen der regierenden Herren sinken, denn in ihren Hinterhöfen offenbaren sich dunkle Wahrheiten, die wegen ihrer neuen Offensichtlichkeit nicht mehr zu leugnen sind. Amerika führt im schäbigen Spiel, dann folgt Russland, zwei machtbeladene Imperien, in denen der ansteckende Wanderer die Balken krachen lässt. Cina ist schon durchwandert, nun kommt Indien. Ich versuche mir über Mails und Gespräche via WhatsApp in meinem dortigen Freundeskreis einen Einblick zu verschaffen. Asha erklärt mir zwar, dass es ihr selbst gut geht, aber an all den fürchterlichen Ereignissen wegen dem Virus seien die Muslime schuld. Sie erzählt schreckliche Dinge, die die Muslime angeblich (alle) gemacht haben sollen, und die Muslime würden sich absichtlich anstecken und dann den Virus in die Hindu Community befördern. Ich versuche, dagegenzusteuern, aber es macht sie verstimmt, weil sie es doch gehört hat in den Medien. Dieses Gerücht ist jedoch ein gefundenes Fressen für die fanatischen Modi-Anhänger, deren nicht mehr so heimliches Ziel, das Land nur mit reinem Hindublut zu beleben, dadurch befeuert wird. Shivani wiederum findet Modi so abscheulich und korrupt in der Handhabung der Krise, dass ihr Austausch bei Facebook einem Feuerwerk an Empörungen gleicht, die sich alle auf Modis Lügereien beziehen. Immer wieder tauchen erstaunliche Parallelen zwischen Modi und Trump auf. Man konnte das auch bei Trumps Besuch in Indien sehen, wie Modi zum vollkommenen Arschkriecher wurde, was Trump milde stimmte, ist der Ton doch Honig in seinen Ohren. Es ist interessant zu beobachten, auf welche Ebenen die eigenen Aufregungen einen führen können, so wichtig sie auch in Momenten als Ventil zu sein vermögen. In Indien, so höre ich, geht es allen, mit denen ich persönlichen Kontakt habe, gut. Auch in diesen Häusern kann es sein, dass abends vom Matratzenstapel die Betten heruntergeholt werden zum Übernachten, und morgens wieder hochgehievt, aber es gibt auch Häuser mit Marmorböden, die jetzt, während der ansteigenden Hitze und dem anhaltenden Lockdown das Leben etwas erleichtern. Was aber ist mit den Hütten und den Zimmern, in denen nicht selten bis zu zehn Personen übernachten, von denen ansonsten vor allem die Kinder und die Männer ihre Zeit draußen verbringen. Was ich aber in den Gesprächen auch erfahre ist, dass es auf einmal etwas Gemeinsames gibt, das für uns alle sehr ähnlich abläuft. Eine Wachsamkeit, ein Abwägen von Realitätswahrnehmungen, ein Feld, auf dem sich überall neue Dinge abspielen, die bedacht und erfasst werden müssen, eine Kampfbahn der Widersprüche, eine Entlarvungsorgie, eine Meinungsmaschinerie, eine Maskerade. Das Schwarze Schaf wird gesucht, China eignet sich, aber macht das wirklich einen Unterschied. Ein Überraschungscoup ist ins Rollen gekommen, irgend einer Kraft ist es gelungen, sich durchzusetzen. Neu ist doch auch, dass alle, wirklich alle Planetarier- und Planetarierinnen ausnahmslos zugelassen sind zu dieser Prüfung. Es wird Stipendien geben und Entlassungen andrer Art als die durch die Coronakrise verursachten. Vermutlich wird es so ziemlich alles wieder geben, was vorher da war, zumindest für eine Weile, wenn es sich bestätigt, dass alles Verfügbare noch gleichermaßen gebraucht wird. Was auf jeden Fall anders sein wird, wenn wir die Fahrt hinter uns haben, ist, dass wir den Riss im Film erlebt haben, von dem Leonard Cohen gesungen hat, dass es eben dieser Riss ist, durch den das Licht hereinfallen kann.

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