Diwali

Nicht nur war der Flugpreis der teuerste, den ich in den ganzen Jahren gezahlt habe, sondern es drängten sich auf dem Flughafen Heerscharen von deutschen und indischen Touristen, die alle zu Diwali, dem  Weihnachten der Hindus, nach Indien strebten. Alles intensiv Erlebte ist ja eine Art Geburt, und so versinkt man irgendwann nach überstandenen Qualen in die Polster eines dann doch noch erscheinenden Taxis, das einen, bzw mich, in ein willkommen heißendes Haus bringt. Ich whatsappe dann Diwaligrüße an alle EinwohnerInnen, die ich kenne, ohne zu verraten, dass ich schon da bin. Erstmal durchatmen, Chai trinken und die inneren Schalthebel ihre Arbeit tun lassen. Im Bild sieht man Shivani, in deren Haus ich drei Tage verbringe, mit dem Sohn der nepalesischen Servantfamilie die zum Fest gehörenden Cracker beobachten. Keiner weiß, woher die Unsitte endloser Feuerkörperorgien sich eingeschlichen hat. Am Tag wird gnadenlos eingekauft, denn es heißt, wer da einkauft, wird das ganze Jahr genug Geld haben. Es geht oder ging mal um die Göttin Lakshmi, die Goldmünzen aus ihren Händen fließen lässt. Abends geht dann die Knallerei los. Ich zünde auf der noch angenehm warmen Terrasse eine mitgebrachte Kerze an und wir lassen uns bei gemäßigter Einnahme von Essen und Süßigkeiten langsam von Feinstaubwolken einhüllen, die unvermeidlich  das ganze Land durchziehen und die dahinter liegende Leere spürbar werden lassen. Ja, es hat auch was Lichtes, all diese kleinen Öllämpchen an den Fenstern und um den See herum. Die Rituale werden eingehalten, das hält immer noch alles zusammen. Ich erfreue mich an meiner Nüchternheit und dass ich mit Shivani über die irren politischen Handlungen von Narendra Modi in Kashmir reden kann, die mich immerhin mit der Nachricht beruhigt, dass sich auch im indischen Volk Widerstand regt gegen diese neue militärische Besetzung, die auch noch Ladhak einschließt. Und es sind nicht nur ein paar Tausende Soldaten, die da oben  herumwuseln, sonder ein paar hundert Tausende, die jede freie Bewegung der dort ansässigen Muslime einschränken und kontrollieren. Der Name  ‚Hitler‘ fällt nicht nur im Haus, sondern es wird bereits mit diesem Schreckensnamen vor den Vorgängen gewarnt. Hier will wieder mal einer das reine Blut einer Rasse erhalten, für das andere vernichtet werden müssen. Nun gut, eins nach dem  anderen, noch ist Lichterfest und es ist u.a. auch eine ungetrübte Freude zu sehen, dass man gute Entscheidungen treffen, beziehungsweise der eigenen Spielart treu sein kann. Heute ist wieder ein neuer Morgen und Tag. Mal sehen, was er bringt, oder was ich selbst in ihn hineintragen kann.

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