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Stimmt, eigentlich sind wir keine Passagiere hier auf dem Weltschiff, die ihr Reiseticket bezahlen und dadurch Anspruch haben auf gewisse Dienstleistungen, sondern gehören alle zur Crew, jeder und jede gleichermaßen verantwortlich für die Richtung. Dass es nicht so läuft, gehört auch zum Spiel. Man staunt ja selbst, wie vertraut und im besten Sinne „normal“ einem alles Daseiende vorkommen kann, wobei jede Norm wiederum letztendlich der Illusion unterliegt, denn nichts ist Norm, sondern alles ständig zu neuem, lebendigem Rätsel sich zusammenfügend. Wir hatten einen indischen Freund zu Gast, der für eine deutsche Firma als Geschäftsrepräsentant ihres digitalen Produktes arbeitet und hin-und herreist zwischen Indien und einigen europäischen Ländern. Es gibt mir wieder mal Gelegenheit, mit den momentanen Bewegungen in der indischen Gesellschaft in direkten Kontakt zu kommen. Wir streiten regelmäßig über Narendra Modi, der im Chaos des indischen Umbruchs eine Art Messias darstellt, der das indische Volk durch gewagte Transaktionen in die nächste Seinsphase zu hieven versucht. Schließlich haben sie außer vielen Armen und Notleidenden und Analphabeten die Atombombe, die natürlich auch Pakistan hat, was groteskerweise eine gewisse Sicherheit verspricht. Und doch habe ich vor einigen Monaten, als zwischen den beiden Ländern fast ein Krieg ausbrach, bereits diesen Hass der Hindus auf die Muslime wahrgenommen, den ich nun von Anil bestätigt höre. Ja, nicht nur Hass, sondern Bereitschaft, ihn im Kampf auszuagieren. Immer wieder mal muss ich in unseren Gesprächen über dieses Thema an das Dritte Reich denken, und wie schleichend der verborgene Prozess gegen die Juden gewesen sein muss, aber vielleicht auch gar nicht so schleichend, sondern es braucht manchmal nur das notwendige Signal, ein  Sprachrohr, um den bereits angesammelten Zündstoff in Flamme zu setzen. Das wird ein Blutbad geben, sage ich, das weiß er auch. Aber die Inder fühlen sich vom Islam bedrängt. Die Muslime produzieren mehr Kinder als Hindus, jeder muselmanische Mann kann 4 Frauen haben, wenn er sich das leisten kann. Geistbetäubende Themen irrlichtern auf dieser Erde herum. Die Muslime vermehren sich also alle viel zu schnell, das macht den Hindus Angst. Vor zwei Jahren versuchte Modis Regierung tatsächlich, die indischen Frauen zu motivieren, jeweils fünf Kinder in die indische Welt zu setzen, aber zum Glück war ein gewisser Grad an Erwachen schon in Schwung gekommen. Nun ist aber die Bedrohung immer noch da, und Anil erzählt mir, dass die Kriegsbereitschaft gegen Muslime zunimmt, und man sie eigentlich so schnell wie möglich weghaben möchte. Was hilft’s, dass wieder etwas anwächst, von dem wir nicht werden sagen können, wir hätten’s nicht gewusst, aber wir wissen ja, dass wir auf diese finsteren Ballungen keinen Einfluss haben, weil, sagt Anil, die Inder noch nie sich gewehrt haben, und nun ist das Maß voll. Sie wollen sich wehren gegen das lange schon Verhasste, das Essen, der anderer Gott und die Götter, der Geruch, die Tempel, das Fremde, das zum Auslöschen reizt.  Narendra Modi will aus Indien wieder machen, was es angeblich einmal war, bevor die Nicht-Hindus alle antanzten mit ihren goldenen Kälbern, um die man eine Weile herumtanzen konnte, bevor sich der Urtrieb zum Selber-Gott-Werden wieder durchsetzte und einen eventuell von der mühsamen Erdanhaftung erlösen konnte. Und ja, ich brauche nicht wirklich eine Meinung über Modi, sondern eher ein wachsames Auge auf die Bewegungen. Die Heerscharen der Enttäuschten und Unzufriedenen wachsen an, die unlebbaren Zustände und Umstände, die es dem Menschen nicht ermöglichen, an eine Grundausstattung heran zu kommen, ohne die er oder sie glaubt, nicht selig werden zu können. Das ist richtig, nicht selig. Das rotiert auch unter Milliardären. So unterhalten wir uns oft mit dem Wortaustausch, wenn die Weichen für Weiteres nicht gestellt sind, oder noch nicht, oder nie. Weder Schweigen noch Reden an sich sind Lösungen. Man muss schauen, in welchem Verhältnis man zu beidem geeignet ist, und um was es einem jeweils geht.

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