25.12.

Dieses Bild wurde mir aus Deutschland zugespielt und löst hier in Indien in mir die Heiterkeit aus, die auch an Feiertagen erwünscht ist. Man sollte nie denken, man sei allein mit den Kontemplationen, nein, die kritische Masse, in die man ein gewisses Vertrauen legen kann, ist auch unterwegs, und man findet ihre Gedanken und Handlungen eher selten in Zeitungen, sondern muss selbst mit einem Abenteuergeist unterwegs sein, damit man auf d a s trifft, was die Welt eben auch ist: schön, unterhaltsam, reich und voller Angebote an eigene Möglichkeiten des schöpferischen Daseins, wenn man die Mühen eines solchen Weges auf sich nehmen möchte. Am See treffe ich auf den Sohn von Alfo, an den ich mich gerne erinnere, weil er den ersten Teeshop hatte, das ist lange her. In der Zwischenzeit kann man sie nicht mehr zählen, denn bald gibt es auf jedem Hausdach Tee. Alfo’s Sohn schiebt seit seiner Kindheit schwerste Ladungen durch die Gegend auf einem dieser Holzflächen mit Rädern, und oft sind es Zementsäcke, und ich kann kaum hinschauen. Er grüßt immer freundlich, und heute, als ich ihn zu meiner Verwunderung am See sehe, sieht man es seinem Gang an, wie der Körper sich voranrangelt, aber da läuft er vor mir und singt laut vor sich hin. Mehr Wunder an Weihnachten brauche ich eigentlich nicht. Es gibt Berufe, die sollte kein Mensch ausüben müssen, das ist hier leider immer noch kastenmäßig gesteuert, obwohl es auch da Bewegungen gibt, aber nicht genug. Ich erinnere mich auch noch daran, als türkische Männer bei uns in Deutschland die Drecksarbeiten verrichten durften. Das hatte sicher viel mit Sprachkenntnissen zu tun, aber nicht nur. Da ist dann so ein Kind geboren worden, von dem man viel erwartet hat, weil er die Zeichen eines wachen Geistes an sich trug. Das möchte ich mal sehen, wie einer hier durch die Tempel fegt und die Händler hinausschleudert, am besten noch die ganze Brahmanenbande, mit ein paar wenigen Ausnahmen. Aber wer könnte die Spreu vom Weizen trennen? Das sind auch nicht die Zeiten, wo man mit Trennen beschäftigt ist, eher mit Üben, wie Zusammenhalt geht unter den Vielbeschäftigten. Auf meinem Weg sehe ich ein Plakat mit einem Bild von Steve Jobs, der mit dem Satz zitiert wird „Deine Zeit ist begrenzt, lebe deshalb nicht das Leben eines Anderen.“ Obwohl man versteht, was gemeint ist, denke ich, es ist kaum möglich, das Leben eines Anderen zu leben, denn immer bleibt etwas von dem übrig, was jemand war und weiterhin bleiben wird, auch wenn manchmal der Strom versickern kann. Das Herzstück des Menschseins  ist zweifellos seine Innenwelt, in der vieles erlebt werden kann, was nicht nach außen dringt. Je größer und weiter diese Welt, desto besser fühlt man sich doch. Vielleicht kann Alfo’s Sohn deshalb lächeln, weil er innen reicher ist als seine Arbeit. In einer der guten Stunden des Lebens habe ich mit einer vertrauten Person einen Satz geprägt, der sich in die universelle Neigung dieser Tage zu den Lichtern hin gut einfügt…“fürchte dich nicht, denn ich bin bei mir“. Ein Stückchen Gold aus der Schatztruhe.

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