Debatte

Kaum hatte ich die erste Ausgabe der „Times of India“ vor meine Haustür navigiert, konnte ich einen Artikel lesen von Shobha De, einer indischen Autorin, die ich gerne in der Zeitung lese. Es war so etwas wie ein Aufruf an die indischen Frauen, die MeToo -Debatte nicht einschlafen zu lassen, jetzt, wo doch einiges in Schwung gekommen war. Sie regte auch die Männer an, einmal zu bedenken, was sie unter einer ’schwierigen‘ Frau (a difficult woman) verstünden, und ob es nicht nur die Tatsache sei, dass die Frau neuerdings sagt, was sie denkt, anstatt zu schweigen, versunken in der aktiven Anstrengung, den Gedankengängen des Mannes Folge zu leisten. Anscheinend hat es viel Mobbing und Angriffe gegen die Frauen gegeben, die sich gemeldet haben. Das kann man sich gerade nur in den Großstädten vorstellen, so ein Herauskommen mit all den Geschichten der Dunkelkammern, von denen niemand weiß und wohl auch nie wissen wird, wie lange das alles schon geht, was jetzt so tropfenweise ins Licht der Öffentlichkeit dringt (während ich den Wüstenstaub der Ewigkeiten hochhuste und am Flickenteppich des Seins entlangwebe). Männer und Frauen, die sich vermutlich schon vor den Epen fremd und staunend gegenüber standen, ohne sich auch nur vorstellen zu können, wie man so anders sein kann und die Welt als ein anderes Geschlecht erfahren. Man möchte gähnen und geistige Übermüdung vortäuschen können. Hat uns der Gott Shiva (als „Ardhanarishvara“, heißt: der Mann, der halb Frau ist), denn nicht beigebracht, wie elegant man beides sein kann, links Frau, rechts Mann, oder war es umgekehrt? Mal die goldene Kutsche als Mann lenken, dann mal als Frau. Ein Mann aus dem ehemaligen Sindh erzählt mir, dass nun auf den Dörfern so ziemlich jede Frau ein Smartphone hat und sozusagen in der Selbstbildung unterwegs ist. Als ich ihn und seinen Sohn frage, was sie so von der MeToo-Debatte halten, da haben sie noch nicht davon gehört. Sie benutzen ihre Phones, informieren sie mich, vor allem für Business, da bleibt wenig Zeit für Weltunterhaltung. Auch eine Tochter und der Sohn müssen noch verheiratet werden (die Stimme ebbt ab zu sorgenvoller Schwere), er ist schon am Ausschauhalten, der Vater, in der Gruppe der heiratsfähigen Menschen aus dem ehemaligen Sindh.

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