selig

‚Wer (es) glaubt, wird selig‘, war sicherlich einmal ein ernstgemeinter Spruch und beinhaltet ja auch für viele Menschen eine gewisse Dosis an Wahrheitssubstanz. Als mich mein Schicksal hier ans Ufer geschwemmt hatte, konnte ich davon auch einiges genießen, und bis heute erklärt sich nicht alles mit einfachen Worten, wie  das, was man als nackte Wahrheit selbst empfindet, einen geistig steigern kann bis in die Tiefe des Unvorstellbaren hinein. Eben, die Vorstellung erweitert sich ins Nicht-Gekannte, das ist attraktiv und zieht vor allem auch in ein förmliches Oben, auf dem weitere Ordnungen herrschen. Das Gläubige hat mich nie angezogen, aber das Wissensvolle schon, das hier in Indien sehr großzügig und weiträumig gehandhabt wird, und es braucht schon entweder eine lange, hingegebene Reise im Inneren der Kultur, oder einen Sherlock Holmes Riecher, am besten aber beides, um das Eine vom Anderen zu unterscheiden. Das Gedruckte vom Ausgedrückten, das Geglaubte vom (noch) nicht Gewussten, das rechtschaffen Erschaffene vom unantastbar Gehandelnden. Ich muss auch sagen, dass ich mich in diesem Land nicht nur über die Reling meines Schiffes gedehnt habe, sondern habe jeden Zugang zu einem Anker hinter mir gelassen für eine Weile, die zeitlich nicht vorhersehbar war. Das war eine Arbeit ganz nach meinem Sinn, hier unter dem Schutz der Bevölkerung die (weibliche) Feuerstätte hüten zu können und wirklich ganz im Drin drin zu sein, da gab’s keinen Ausweg mehr. Und es kann einem selbst sehr schwer fallen zu glauben, ja, zu wissen!, dass es noch immer dieselbe Weile ist, und man selbst noch drinnen im Drin. Ja, ich sitze nicht mehr morgens im Brahma Tempel auf dem Marmortisch herum als geliebtes Schöpferkind und schreibe in mein vedisches Notizbuch, und Shiva, ja, der Yogi  und der kreative Liebhaber, und der Störenfried in Brahmas Yagya, immer noch das Opfeuerfeuer von Brahma, wie kann das aufhören. Aber alles ist wie ein kostbarer Umhang geworden, den ich trage, unsichtbar, wie er nun mal ist, und all diese Geschichten sind in ihn eingewoben und haben mich zu diesem Stuhl gebracht, an diesen schweren Holztisch, zu diesem Blick hinaus an den See, wo die Priester das, was ihnen wesentlich erscheint, an die Pilger und Pilgerinnen weitergeben.

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