Diwali/Geburt

Zu Diwali, dem Lichterfest, das dieses Jahr mit meinem Geburtstag zusammenfällt, habe ich mir ein Gruppen-Selfie  gepinselt, ein paar meiner Ichs, die zusammen herumstehen, bevor ihnen diverse Dinge einfallen können, die zelebrierbar sind. In den neun Jahren, die ich einmal in Nepal wohnhaft verbracht habe, hatte die damalige Königin auch am 7. November Geburtstag, und das zelebrierende Land war hell erleuchtet. Leider werden an Diwali auch gerne Raketen gezündet, alle lieben Feuerwerke und Raketen, Hauptsache, es ist laut. Laut ist das neue Leise, und nach wie vor gibt es das Auge im Wirbelsturm, wo man sich aufhalten kann. Oder furchtlos hinausgehen und teilnehmen an dem, was einem möglich ist, der Liebe gedenkend, die einem aus großmütigen Herzen geschenkt wird. Frühstück bei Freunden einnehmen, dann ein paar symbolische Süßigkeiten für die Familie weitergeben, die mich hier so wohlwollend aufnimmt und einen Schutz bietet, der vor allem aus einer angesehenen Brahmanenfamilie kommen kann ohne Einschränkung. Auch von der zweiten Kaste, den Rajputs, habe ich schon Schutz erfahren, es sind Krieger und gerne Helden und haben früher die Brahmanen finanziell unterstützt, deren Arbeit aus der Durchführung komplexer Rituale bestand. Ich habe (leider) nie jemanden getroffen, der darin Meister oder zumindest Kenner genug war, um Einblick zu erhalten in die stark mystifizierte Präzision ihres Wissens. Auf jeden Fall ist Donald Trump leichter wegzudenken als das Kastensystem, und alle aalen sich förmlich auf ihrer zugeschriebenen Ebene, mit den Vorteilen, die sie daraus gezogen haben. Der Blick ermüdet an all den akzeptierten Seins-Lagen, bis hinunter und weit über die Schmerzebene hinaus, wo es einen auf einmal aus dem Strudel wieder hochzieht, und man dann wieder durchatmen kann und z.B. dem exzellenten Trommler vor dem Fenster lauschen, ein Sohn von Nathu, dem Trommler aus einer der niedrigsten Kasten, der durch seine Kunst die Welt bereist hat, weil es für Foreigners keine Rolle spielt, wo er herkommt. Das Zusammenspiel hat auch einen guten Einfluss auf die Geschehnisse. Ständig fallen gigantische und vereiste Meinungsbrocken  ins Weltmeer, ein Auseinanderbrechen und Aufbrechen ohnegleichen, und schnell, sodass jede/r Einzelne aus der sich  für ihn oder sie ergebenden Position heraus schauen muss, wie dieser Vorgang am besten zu handhaben ist. Das war zugegebenermaßen nicht viel Diwali oder Geborensein-Geschichte, aber ein Dipak (Diwali Lichtlein) lässt sich (außer meiner roten Lichtkette) sicher  noch auftreiben. Oder ich setze doch noch ein Bild rein von der Lichterkette am Fenster, der Atmosphäre wegen. Ist ja erst früher Morgen und der Tag noch lang.


One thought on “Diwali/Geburt

  1. tamara ralis Antworten

    Die“ gepinselten Ichs“ scheinen, auch als verschiedene Figuren, eines Geistes zu sein und einer zärtlichen, scheuen
    Gemeinschaft anzugehören, die sich auf einander verlassen kann. Nicht so selbstverständlich in Zeiten der Zersplitterung, wo der Andere nicht immer dazugehört.

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