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Zu jedem Herbst gehört ein Bild, auf dem in irgendeiner Weise (auch) die Schönheit des Vergänglichen sichtbar wird, so auch die königliche Illusionsperformance, wenn vor den eigenen Augen mattes Braun sich unter Sonneneinwirkung zu tiefem Gold entzündet, und wenn die Erde beginnt, durch das auf sie gefallene Blattwerk den Geruch auszuströmen, der einen in allerlei Tiefen versetzen kann. Man dankt dann unter Umständen den 40 000 in Berlin erwarteten Demo-BesucherInnen für ihren Einsatz gegen Fremdenhass, und dass Menschen auf ihre Weisen daran erinnern, wie verbunden wir alle und abhängig voneinander wir doch sind, um d a s gemeinsam erhalten zu lernen, was uns lebenswert erscheint. Immer mal wieder grübelt man entlang an den Pfeilern des Weltgeschehens, ob es nur ein ständiges Auf und Ab ist, ein ganz Oben und ein ganz Unten immer verfügbar, dazwischen viel Stimmengewirr, und man selbst als eine Stimme, eingewandert aus dem Spermienheer, zugelassen und überlebensfähig, mal Staubkorn, umgeben von maßloser Sternendichte, mal staunende Einheit einer eigenwilligen Verkörperung, die in den planetarischen Belangen durchaus mitkalkuliert wird, aber nur durch sich selbst erfasst werden kann und dem Gelände anvertraut, dem Dschungel, der Wüste, dem Küchenherd. Alles bedeutungsvoll, um das Getriebe am Leben zu halten, das sich selbst organisierende Konstrukt, der Kinderhort, wo das Unlernbare in möglichst große Nähe gebracht und gedacht wird. Im Herbst meldet sich das auch noch zu Erspürende und geistert herum, und man möchte dem Glanz des Vergänglichen mit angemessener Eleganz begegnen. Tief und nach allen Richtungen gebeugt verharrt der (Apfel)- Baum in der Geste des Gebens. Etwas wehrt sich gegen die aufsteigende Düsternis der Poesien, wo überall die Blätter in den berühmten Verneinungen zu Boden fallen. Wo sich ausbreiten kann, was in anderen Zeiten weniger zugänglich ist: das unaufhaltsame Strömen der Zeit, in der wir selbst die Vergehenden sind, so als ließe sich das, was gerne verborgen bleibt, nicht länger verheimlichen, der stets begleitende Ton des Verrinnens, die sich zusammenfügende Symphonie unseres Ausklangs, der Abschied im Zentrum des Ungewissen.

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